«Auch wenn Olympia abgesagt wird, mache ich keine Pause»
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Kambundji trotzt Corona-Krise
«Auch wenn Olympia abgesagt wird, mache ich keine Pause»

In der Schweiz herrscht Ausnahmezustand. Auch der Sport leidet. BLICK interviewt unsere Athleten deshalb per Skype. Heute: Sprint-Star Mujinga Kambundji.
Publiziert: 23.03.2020 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2020 um 11:11 Uhr
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Auf den Kontakt mit Fans wird Mujinga Kambundji wohl noch lange verzichten müssen.
Foto: keystone-sda.ch
Emanuel Gisi

BLICK: Mujinga Kambundji, noch verzichtet der Bundesrat auf eine Ausgangssperre. Was denken Sie darüber?
Mujinga Kambundji: Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es keine komplette Ausgangssperre gibt. Ich bin in meinem Job darauf angewiesen, dass ich raus kann. Ich trainiere draussen. Ich kann mein Training zwar auch nicht ganz normal machen. Aber im Moment noch einen grossen Teil davon. Aber das nur, solange ich rausgehen darf. Von daher bin ich wirklich erleichtert.

Wie sieht ihr Training im Moment aus?
Zum Glück habe ich schon einen grossen Teil des Krafttrainings gemacht, jetzt ist es mehr läuferisch. Von daher bin ich im Moment wirklich mehr draussen. Letzte Woche war super, weil es so schön war, diese Woche wird es jetzt etwas kälter. Ich mache das Training nicht ganz normal, aber zu achtzig Prozent ist es so wie sonst.

Letzte Saison pendelten Sie oft zwischen London und Bern. Wie ist es im Moment?
Ich bewege mich eigentlich die ganze Zeit in einem Umkreis von zweihundert Metern. Da wo ich wohne, hat es direkt nebenan eine Sportanlage, ein kleines Stadion neben einer Schule. Ich mache also alles hier ums Haus herum. Abgesehen vom Training bin ich immer daheim.

Gewisse Sportler haben Ausnahmebewilligungen erhalten, um trainieren und Sportanlagen nutzen zu können. Wie ist das bei Ihnen?
Ich muss mich selber noch informieren bei der Gemeinde. Bis jetzt ging es eigentlich. Ich bin sowieso fast immer allein im Training, manchmal zu zweit – und dann immer mit dem Sicherheitsabstand. Für den Moment ging es noch ohne Bewilligung.

Gehen Sie davon aus, so weiter trainieren zu können?
Ja. Ich bin im Moment daheim. Die ganze Zeit. Die knapp zwei Stunden fürs Training bin ich auf der Anlage. Es macht im Moment auch keinen Sinn, irgendwo hin zu gehen. Ich will mich wirklich daran halten.

Sie kommen aus einer Grossfamilie, wo der Zusammenhalt sehr wichtig ist. Social Distancing muss für Sie eine grosse Umstellung sein.
Ehrlich gesagt geht es bis jetzt noch. Es haben alle viel zu tun und meine jüngere Schwester wohnt in London. Von daher sehen wir uns sowieso viel weniger, wir sind nicht mehr so eng aufeinander, weil wir auch nicht mehr zusammen wohnen. Aber wir sind eigentlich täglich in Kontakt. Ich bin stets in Kontakt mit meinen Schwestern, mit meinen Eltern. Halt einfach immer am Telefon. Von daher geht es eigentlich gut.

Machen Sie sich Sorgen, wenn Ihre Schwester in London so weit weg ist?
Sie ist zum Glück jetzt gerade nach Hause gekommen.

Sind Sie erleichtert?
Schon ein bisschen. Sie muss jetzt einfach auch Home Office machen und konnte jetzt einrichten, dass sie das von hier aus in der Schweiz machen kann. Ich bin froh in solchen Zeiten, dass sie wieder daheim ist.

Ihr Training hat ein klares Ziel: Die Olympischen Spiele und die EM. Beide Events sind im Moment fraglich. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Es ist schon ein bisschen schwierig, vor allem was die Planung angeht. Am Trainingsalltag ändert es aber eigentlich nicht viel. Ich bereite mich so vor, wie wenn die Spiele stattfinden würden. So lange nichts abgesagt wird, muss man sich halt vorbereiten. Und selbst wenn die Spiele abgesagt werden, mache ich nicht einfach nichts mehr, es gibt keine Pause. Ich muss immer etwas machen. Ich versuche einfach das zu machen, was ich kann. Und mein Training geht gut. Ich habe auch keine Probleme mit der Motivation, weil es unklar ist.

In London haben Sie oft in einer Gruppe trainiert. Jetzt betreiben Sie Einzeltraining. Ist das manchmal schwierig so einsam?
Ehrlich gesagt nicht. Klar ist es lustiger, in Gruppen zu trainieren. Aber es geht nun halt nicht anders in dieser Situation. Ich bin froh, dass ich überhaupt trainieren kann. Und danach kann ich ja nach Hause kommen und telefonieren.

Verbringen Sie viel mehr Zeit am Telefon als sonst?
Jein. Ich bin immer wieder dran, aber ich bin jetzt nicht den ganzen Tag am Telefon. Wahrscheinlich ist es etwas mehr als sonst, immer mal wieder mit meiner Familie.

Es könnte jetzt zwei, drei Monate so weiter gehen. Haben Sie eine Strategie gegen die Langeweile?
So, wie wahrscheinlich alle anderen. Ich versuche, mich selber zu beschäftigen. Und ich mache ein paar Sachen, für die ich sonst weniger Zeit hatte. Ich bleibe daheim und versuche, die sozialen Kontakte auf Distand zu halten.

Haben Sie schon eine neue TV-Serie entdeckt oder ein Buch?
Im Moment noch nicht. Ich bin nicht so viel am TV schauen. Es wird mir definitiv nicht langweilig daheim.

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