Usain Bolt rennt Fabelzeit von 9.58 über 100 Meter
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Vor genau 10 Jahren:Usain Bolt rennt Fabelzeit von 9.58 über 100 Meter

Heute vor 10 Jahren
9,58 Sekunden – als Bolt in Berlin die Welt erzittern liess

Zehn Jahre sind es heute her. Am 16. August 2009 lässt Usain Bolt das Berliner Olympia-Stadion explodieren. 9,58 Sekunden über 100 Meter! Der Weltrekord des Jamaika Blitzes steht noch heute. Ein neuer Sprint-König ist kaum in Sicht.
Publiziert: 16.08.2019 um 12:58 Uhr
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Ein Moment für die Ewigkeit – Bolt rast am 16. August 2009 zum neuen Weltrekord über 100 Meter.
Foto: AFP
Carl Schönenberger

Usain Bolt ist zwar nach der WM 2017 in London theatralisch von der Wettkampfbühne abgetreten. Aber Usain der Grosse, bald 33 Jahre alt, bleibt der unbestrittene Sprintkönig. Genau genommen: ein König a. D. – ausser Dienst.

Vor zehn Jahren lief der Jamaikaner seinen bis heute unantastbaren Weltrekord über 100 Meter. Nach 9,58 Sekunden überquerte er im Olympiastadion von Berlin die Ziellinie. Die Welt hielt den Atem an. Wie ist so etwas möglich?

Seither versuchen Biometriker, Sportwissenschaftler, Physiker, Sportler, sogar Philosophen das Geheimnis des Sprintkönigs zu entschlüsseln. Das Resultat: Bolt war ein Ausnahmeathlet, und seine Fabelzeit wird so schnell keiner unterbieten. Seit seinem Rücktritt ist der Sprint nicht mehr, was er einmal war.

Gatlin ohne Aura

Zwar sind die 100-m-Finals bei WM oder Olympia stets Highlights. Aber der grosse Zauber, den Bolt von 2008 in Peking bis 2017 in London entfachte, ist verblasst. Dem Königssprint fehlt Bolt, der königliche Showman.

Um Bolts Nachfolge balgen sich zahlreiche Sprinter, bis anhin ohne Erfolg. Der 100-m-Weltmeister heisst seit zwei Jahren Justin Gatlin (37), ein mehrfach überführter Doper. Er lief zwar in diesem Jahr bereits 9,87 Sekunden, aber er weiss selbst, dass er ein Sprint-Auslaufmodell ist. Und er spürt den Atem der Jungen im Nacken. «Ich liebe die aktuelle Situation», sagt Gatlin. «Es gibt im Sprint keinen klaren Favoriten. Viele junge Talente wollen an die Spitze. Das gefällt mir ex­trem.» Sicher ist: Der Amerikaner bleibt im Vergleich zu Bolt und dessen grandioser Aura ein Niemand.

Logik spricht für Coleman

Um die Winzigkeit von zwei Hundertstelsekunden musste sich der damals 21-jährige Newcomer Christian Coleman an der WM 2017 von Gatlin geschlagen geben. Kurzfristig war das für Coleman enttäuschend, längerfristig jedoch positiv. Als Neuling auf der grossen Leichtathletik-Bühne wäre er nicht bereit gewesen, die schwere Bürde als Sprintkönig und Bolt-Nachfolger zu tragen.

Mittlerweile hat sich das geändert. Mit drei Sprints in 9,80er-Zeiten beweist Coleman in dieser Saison Reife und Stabilität. Wenns zählt, ist er bereit.

Lyles, der lachende Dritte?

Ein wenig vom Bolt-Zauber verbreitet der Dritte im Bund der schnellen Männer. Noah Lyles, 22-jähriger US-Blitz, lief im Juli bei der Athletissima in Lausanne phänomenale 19,50 Sekunden über 200 Meter. Der Youngster scheint über diese Distanz durchaus das Potenzial zu besitzen, Bolts Bestmarke von 19,19 Sekunden ein Stück näher zu rücken.

Ist der dazu auch fähig über 100 Meter? Mit seiner Steigerung auf 9,86 Sekunden deutet er das in diesem WM-Sommer an. Trotz seines jungen Alters lässt sich Lyles nicht zur Vielstarterei verleiten. «Das Einzige, was für mich in dieser Saison zählt, ist die WM in Doha», sagte er in Lausanne.
Und was meint der US-Youngster, wenn er auf Usain Bolt angesprochen wird? Ausgesprochen selbstbewusst und zielorientiert sagt er: «Schneller als Bolt zu laufen, ist eines meiner Ziele. Darauf arbeite ich in jedem Training hin. Ich bin Teil einer neuen Sprinter-Generation – und das macht mich stolz.»

Wo bleibt der Rest?

Und wer balgt sich sonst noch um die Bolt-Nachfolge? Kanadas Andre De Grasse (24) und der in Texas studierende Afrikameister Divine Oduduru (22) aus Nigeria haben das Zeug, die grossen drei herauszufordern und bei der WM in Katar aufs 100-m-Podest zu steigen. Dennoch sei die Prognose gewagt: Usain Bolt bleibt über Doha hinaus unangefochten auf dem Sprinter-Thron.

Das macht Bolt heute

«Usain St. Leo Bolt – der von der Natur mit den meisten Talenten ausgestattete Athlet, den die Welt je gesehen hat», so die Überschrift auf seiner eigenen Website. Nicht ganz bescheiden, aber wahr. Untermauert wird die Aussage mit der Auflistung seiner drei bis heute gültigen Weltrekorden über 100 m (9,58), 200 m (19,19) und 4x100 m (36,84), seinen zwischen 2008 und 2016 errungenen acht Olympiasiegen und den elf WM-Titeln. Doch das ist für den am 21. August 1986 in Trelawny geborenen und heute in Jamaikas Hauptstadt Kingston lebenden Usain Bolt seit zwei Jahren sportliche Vergangenheit. Genau so wie die zuletzt mehrheitlich von seinem Ausrüster Puma medienträchtigen Versuche, Bolt als Profi-Fussballer zu lancieren. Heute hat Usain Bolt den Sport mehrheitlich abgehakt. Er ist Geschäftsmann. Und zwar an verschiedensten Fronten. Einerseits tritt er weiterhin als Puma-Botschafter auf, wird vom Leichtathletik-Weltverband als Vorzeige-Figur für Jugendliche und neue Wettkampf-Formate eingespannt. Andererseits baut Bolt mit dem Management, das ihn schon als Athlet begleitete und neuen Marketing-Freunden sein eigenes Imperium auf. Im Januar 2019 lässt er in Südafrika die Korken knallen: Als Partner des renommierten Champagner-Herstellers Mumm präsentiert er seinen eigenen «Mumm Olympe Rosé» – mit einem Schuss Cognac versetzt, will der Party-Tiger mit seinem eigenen Prickel-Getränk auf den Weltmarkt. Ein weiteres Standbein: «Bolt mobility». Im März in New York und im Mai in Paris lancierte er in den knalligen Jamaika-Farben Gelb-Schwarz-Grün gestaltete Elektro-Trottinetts für die Öffentlichkeit, wie wir die auch in Zürich kennen. Sein neuster Coup: In Jamaikas Verkehr gibts demnächst den «Bolt Nano», einen völlig emmissionsfreien Elektro-Stadtkleinwagen mit Platz für zwei Personen. Ganz abgeschlossen mit dem Sport hat Usain Bolt aber doch nicht. In einem Interview mit der Zeitung «Gleaner» ärgert er sich über die Sprint-Baisse der Jamaika-Männer. «Es ist respektlos, wie sie mit unseren ehemaligen Erfolgstrainern umgehen. Diese dafür kritisieren, dass sie selbst nicht mehr schnell sind. Unsere Sprinter trainieren heute lieber in den USA oder fliegen für eine Party mitten unter der Woche nach Florida, anstatt daheim hart an ihrer Form zu arbeiten.»

«Usain St. Leo Bolt – der von der Natur mit den meisten Talenten ausgestattete Athlet, den die Welt je gesehen hat», so die Überschrift auf seiner eigenen Website. Nicht ganz bescheiden, aber wahr. Untermauert wird die Aussage mit der Auflistung seiner drei bis heute gültigen Weltrekorden über 100 m (9,58), 200 m (19,19) und 4x100 m (36,84), seinen zwischen 2008 und 2016 errungenen acht Olympiasiegen und den elf WM-Titeln. Doch das ist für den am 21. August 1986 in Trelawny geborenen und heute in Jamaikas Hauptstadt Kingston lebenden Usain Bolt seit zwei Jahren sportliche Vergangenheit. Genau so wie die zuletzt mehrheitlich von seinem Ausrüster Puma medienträchtigen Versuche, Bolt als Profi-Fussballer zu lancieren. Heute hat Usain Bolt den Sport mehrheitlich abgehakt. Er ist Geschäftsmann. Und zwar an verschiedensten Fronten. Einerseits tritt er weiterhin als Puma-Botschafter auf, wird vom Leichtathletik-Weltverband als Vorzeige-Figur für Jugendliche und neue Wettkampf-Formate eingespannt. Andererseits baut Bolt mit dem Management, das ihn schon als Athlet begleitete und neuen Marketing-Freunden sein eigenes Imperium auf. Im Januar 2019 lässt er in Südafrika die Korken knallen: Als Partner des renommierten Champagner-Herstellers Mumm präsentiert er seinen eigenen «Mumm Olympe Rosé» – mit einem Schuss Cognac versetzt, will der Party-Tiger mit seinem eigenen Prickel-Getränk auf den Weltmarkt. Ein weiteres Standbein: «Bolt mobility». Im März in New York und im Mai in Paris lancierte er in den knalligen Jamaika-Farben Gelb-Schwarz-Grün gestaltete Elektro-Trottinetts für die Öffentlichkeit, wie wir die auch in Zürich kennen. Sein neuster Coup: In Jamaikas Verkehr gibts demnächst den «Bolt Nano», einen völlig emmissionsfreien Elektro-Stadtkleinwagen mit Platz für zwei Personen. Ganz abgeschlossen mit dem Sport hat Usain Bolt aber doch nicht. In einem Interview mit der Zeitung «Gleaner» ärgert er sich über die Sprint-Baisse der Jamaika-Männer. «Es ist respektlos, wie sie mit unseren ehemaligen Erfolgstrainern umgehen. Diese dafür kritisieren, dass sie selbst nicht mehr schnell sind. Unsere Sprinter trainieren heute lieber in den USA oder fliegen für eine Party mitten unter der Woche nach Florida, anstatt daheim hart an ihrer Form zu arbeiten.»

Weltrekordhalter der letzten 61 Jahre
  • Jim Hines (USA) 1968 in Mexiko-City (Mex) 9,95
  • Calvin Smith (USA) 1983 in Colorado Springs (USA) 9,93
  • Ben Johnson (Ka 1987 in Rom (It) 9,83 | 1988 in Seoul (SKor) 9,79
    Beide Weltrekorde zählen heute nicht mehr. Seine 9,79 wurden gar nie ratifiziert, da er nach dem Rennen im Dopingtest hängen blieb. Die 9,83 wurden darum nachträglich gelöscht.
  • Carl Lewis (USA) 1987 in Rom (It) 9,93 | 1988 in Seoul (SKor) 9,92 | 1991 in Tokio (Jp) 9,86
    Er fiel  vor Olympia 1988 bei einem Dopingtest gleich mit drei Substanzen durch. Lewis gab an, die Mittel unabsichtlich eingenommen zu haben, was das Olympische Komitee der USA glaubte und darum den Fall vertuschte. Als der Skandal 25 Jahre später bekannt wurde, war der Fall verjährt, weshalb die Rekorde und Siege von Lewis noch heute offiziell sind.
  • Leroy Burrell (USA) 1991 in New York (USA) 9,90 | 1994 in Lausanne (Sz) 9,85
  • Donovan Bailey (Ka) 1996 in Atlanta (USA) 9,84
  • Maurice Greene (USA) 1999 in Athen (Gr) 9,79
    Nach dem Karriere-Ende kam 2008 Doping-Verdacht auf. Der mexikanische Dealer Angel Herredia behauptete, dass er für Green verbotene Substanzen im Wert von 10'000 US-Dollar beschafft habe. Greene gab die Zahlung zu, erklärte aber, er habe nur für Mitglieder seiner Trainingsgruppe bezahlt. Herredia sagte später als Kronzeuge aus, er habe Greene unter anderem mit EPO versorgt. Verurteilt wurde Greene nie. Seine 9,79 galten damals als Fabelzeit. Im Interview mit SonntagsBlick meinte er dann, er könnte auch 9,6 laufen.
  • Tim Montgomery (USA) 2002 in Paris (Fr) 9,78
    Flog im Zuge des Balco-Skandals auf und seine Zeit wurde nachträglich gelöscht.
  • Asafa Powell (Jam) 2005 in Athen (Gr) 9,77 | 2007 in Rieti (It) 9,74
    Wurde 2013 mit Doping erwischt und zunächst 18 Monate gesperrt. Die Sperre wurde nachträglich auf 6 Monate reduziert. Die Weltrekorde bleiben in der offiziellen Liste. 2006 lief er auch in Zürich mit 9,77 Weltrekord-Zeit.
  • Justin Gatlin (USA) 2006 in Doha (Kat) 9,77
    Wegen einer positiven Doping-Probe wurde die Zeit nachträglich annulliert.
  • Usain Bolt (Jam) 2008 in News York (USA) 9,72 | 2008 in Peking (China) 9,69 | 2009 in Berlin (De) 9,58
  • Jim Hines (USA) 1968 in Mexiko-City (Mex) 9,95
  • Calvin Smith (USA) 1983 in Colorado Springs (USA) 9,93
  • Ben Johnson (Ka 1987 in Rom (It) 9,83 | 1988 in Seoul (SKor) 9,79
    Beide Weltrekorde zählen heute nicht mehr. Seine 9,79 wurden gar nie ratifiziert, da er nach dem Rennen im Dopingtest hängen blieb. Die 9,83 wurden darum nachträglich gelöscht.
  • Carl Lewis (USA) 1987 in Rom (It) 9,93 | 1988 in Seoul (SKor) 9,92 | 1991 in Tokio (Jp) 9,86
    Er fiel  vor Olympia 1988 bei einem Dopingtest gleich mit drei Substanzen durch. Lewis gab an, die Mittel unabsichtlich eingenommen zu haben, was das Olympische Komitee der USA glaubte und darum den Fall vertuschte. Als der Skandal 25 Jahre später bekannt wurde, war der Fall verjährt, weshalb die Rekorde und Siege von Lewis noch heute offiziell sind.
  • Leroy Burrell (USA) 1991 in New York (USA) 9,90 | 1994 in Lausanne (Sz) 9,85
  • Donovan Bailey (Ka) 1996 in Atlanta (USA) 9,84
  • Maurice Greene (USA) 1999 in Athen (Gr) 9,79
    Nach dem Karriere-Ende kam 2008 Doping-Verdacht auf. Der mexikanische Dealer Angel Herredia behauptete, dass er für Green verbotene Substanzen im Wert von 10'000 US-Dollar beschafft habe. Greene gab die Zahlung zu, erklärte aber, er habe nur für Mitglieder seiner Trainingsgruppe bezahlt. Herredia sagte später als Kronzeuge aus, er habe Greene unter anderem mit EPO versorgt. Verurteilt wurde Greene nie. Seine 9,79 galten damals als Fabelzeit. Im Interview mit SonntagsBlick meinte er dann, er könnte auch 9,6 laufen.
  • Tim Montgomery (USA) 2002 in Paris (Fr) 9,78
    Flog im Zuge des Balco-Skandals auf und seine Zeit wurde nachträglich gelöscht.
  • Asafa Powell (Jam) 2005 in Athen (Gr) 9,77 | 2007 in Rieti (It) 9,74
    Wurde 2013 mit Doping erwischt und zunächst 18 Monate gesperrt. Die Sperre wurde nachträglich auf 6 Monate reduziert. Die Weltrekorde bleiben in der offiziellen Liste. 2006 lief er auch in Zürich mit 9,77 Weltrekord-Zeit.
  • Justin Gatlin (USA) 2006 in Doha (Kat) 9,77
    Wegen einer positiven Doping-Probe wurde die Zeit nachträglich annulliert.
  • Usain Bolt (Jam) 2008 in News York (USA) 9,72 | 2008 in Peking (China) 9,69 | 2009 in Berlin (De) 9,58
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