Schlimmer gehts nimmer! Ausgerechnet als für den 400-m-Hürden-Europameister die Vorbereitung auf sein erstes Saisonrennen beginnt, leeren über Zofingen AG die dunklen Wolken aus.
Dreiviertel Stunden draussen im «Schiff». Die Nässe dringt durch die Kleider und der Wind pustet den Athleten auf der Gegengeraden kräftig ins Gesicht.
Übung abbrechen? Am Pfingstmontag auf bessere Bedingungen in Basel hoffen? Für Husseins Trainer Flavio Zberg keine Option.
«Das Wetter ist halt wie es ist», sagt er. «Wer weiss, vielleicht regnet es ja im Juli bei der EM in Amsterdam auch.»
Während etwa Lea Sprunger ob des garstigen Wetters auf ihren ebenfalls für Zofingen geplanten 300-m-Hürden-Start verzichtet, lässt Hussein den Regen cool an sich abtropfen.
«Klar, ist es nicht optimal. Während des Rennens selbst stört mich das schlechte Wetter eigentlich nicht. Dass man aber bereits beim Einlaufen pudelnass wird, ist doch weniger angenehm. Da werden auch die Muskeln etwas steif.»
Was Kariem auf der Bahn zeigt, lässt dann fast die Sonne scheinen. 35,95 Sekunden – das ist zwar eine halbe Sekunde langsamer als beim Einstieg vor einem Jahr. Aber damals herrschten in Basel auch ideale Voraussetzungen, welche die zeitliche Differenz mehr als wettmachen.
Trotz starkem Gegenwind auf den ersten 150 Metern und Pfützen auf der Bahn, zieht Hussein den 13er-Schritt-Rhythmus in Zofingen bis nach der sechsten Hürde durch. Im Vorjahr hat er das bloss bis zur fünften geschafft. So ist Kariem nach dem Rennen auch als begossener Pudel happy.
Er hat sie wieder, seine Liebe. «Ich kann wieder Wettkämpfe bestreiten», sagt er. Endlich ist die monotone Zeit des Wintertrainings vorbei. Wettkämpfe, der Vergleich mit den Gegnern – das ist es, was Hussein kitzelt.
Dafür hat er im Winter sogar seine andere Liebe geopfert. Die zu Freundin Serap, die als Nicht-Sportlerin für Kariems konsequenten sportlichen Weg nicht das nötige Verständnis hatte. Eine neue Freundin kann warten – Olympia in Rio und die EM in Amsterdam tun das nicht.