Doping-Coach Jama Aden im Knast
Welchen Star reisst er mit in den Abgrund?

Manche lernen nie – andere noch später! Mitten im russischen Doping-Trubel betrügt ein äthiopischer Weltrekord-Trainer weiter. Und wird geschnappt. Stars wie Genzebe Dibaba, Abubaker Kaki und Mo Farah zittern.
Publiziert: 22.06.2016 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:52 Uhr
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Jama Aden sitzt in Barcelona im Knast.
Foto: zVg
Carl Schönenberger

Spaniens Antidoping-Agentur, die Polizei und der Internationale Leichtathletik-Verband arbeiten in der Sache zusammen und stechen prompt in ein Wespennest.

Bei einer gezielt angelegten Razzia in einem Hotel in Barcelona verhaften sie den aus Somalia stammenden Trainer einer ganzen Reihe äthiopischer Mittel- und Langstreckenstars, Jama Aden.

Auch der marokkanische Physiotherapeut der prominenten Läufergruppe wird in den Knast geführt. In den Hotelzimmern der Betreuer und der 25 anwesenden Athleten liegen gebrauchte Spritzen, EPO und andere verbotene Substanzen.

Superstars unter Verdacht

Klar, dass damit auch die von Aden und dem Physio betreuten Stars unter schwerwiegenden Verdacht geraten. Als vor einem Jahr Genzebe Dibaba (25) beim Meeting in Monaco mit 3:50,07 Minuten den 22-jährigen Doping-Welt­rekord der Chinesin Yunxia Qu über 1500 m im Alleingang verbesserte, schüttelten Fachleute ungläubig den Kopf. Jetzt hat man Anzeichen, dass schon damals wohl nicht alles mit rechten Dingen zu und her ging.

Es scheint auch, dass die Razzia von Barcelona von langer Hand vorbereitet wurde. Dibaba hätte zuletzt bei den Diamond-League-Meetings in Oslo und Stockholm ihre Show abziehen sollen. An beiden Orten hat sie kurzfristig abgesagt. Grund: angeblich eine leichte Zehenverletzung …

Aber Genzebe Dibaba ist nicht Adens einziger Superstar. Auch der Sudanese Abubaker Kaki, sechstschnellster 800-m-Läufer aller Zeiten (1:42,23), lässt sich von diesem Coach seit Jahren auf Höchstleistung «tunen».

Fragen um Doppel-Olympiasieger

Und die Wege von Grossbritanniens Doppel-Olympiasieger über 5000 und 10 000m, Mo Farah, nahmen in jüngster Zeit seltsame Wendungen. Zuerst wurden die Leistungen des Superstars mit somalischen Wurzeln nach dem London-Coup von 2012 wegen höchst zwiespältiger Geschichten seines US-Coaches Alberto Salazar angezweifelt.

Farah erhielt in dieser für ihn schwierigen Situation Rücken­deckung des britischen Leichtathletik-Verbandes. Dass er 2015 aber von seinem traditionellen Höhentrainings-Camp in den USA fürs Höhentraining plötzlich nach Äthiopien wechselte, sich dort der Gruppe von Jama Aden anschloss, wirft erneut Fragen auf. Aden soll Farah als Trainingspartner gar Läufer zur Seite gestellt haben, die bereits wegen Dopings gesperrt waren.

Farah hat wohl nach den Salazar-Turbulenzen all seine Dopingkontroll-Daten und die Blutpass-Werte offengelegt. Doch seine jetzige Erklärung kann ihn nicht völlig entlasten: «Meine Zusammenarbeit mit Coach Aden war von kurzer Dauer. Mittler­weile habe ich mich von seiner Gruppe distanziert.»

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