Die Tops
400-m-Hürden-Raser
Dalilah Muhammad (USA) sorgt bei der WM in Doha für den einzigen «richtigen» Weltrekord. Zwar hatten die Amis schon zuvor mit der 4x400-m-Mixed-Staffel in Vorlauf und Final zweimal neue Bestmarken geschafft. Weil diese Disziplin WM-Premiere feierte und noch fast nie gelaufen wurde, ist dieser Rekord kaum ernst zu nehmen. Die 400-m-Hürden-Frauen setzen dagegen einen klassischen Massstab. Muhammads 52,16 Sekunden sind ein Meilenstein, und dass das 20-jährige Youngster-Monster Sydney McLaughlin nur 7 Hundertstel länger braucht, zeigt, was in Zukunft in dieser Disziplin passiert. Trotz neuem Schweizer Rekord (54,06) weiss das acht Monate vor Olympia in Tokio auch die WM-Vierte Lea Sprunger.
Der Zehnkampf-König
Aller Augen sind auf Kevin Mayer gerichtet, den Franzosen, der im September 2018 daheim in Talence mit 9126 Punkten einen neuen Weltrekord aufgestellt hat. Doch Mayer ist auch in Doha nicht der Mann von grossen Titelkämpfen. Bei der EM 2018 in Berlin «brillierte» er mit drei Nullern im Weitsprung. Diesmal in Doha fällt er wegen Achillessehnen- und Ischiasproblemen nach sieben Disziplinen aus. Wenn der König weg ist, kommt der Prinz. Der 21-jährige Deutsche Niklas Kaul katapultiert sich mit einem Wahnsinnsendspurt im Speerwerfen und über 1500 m von Zwischenrang 11 bei Halbzeit noch zu WM-Gold.
Mujingas Sprint-Medaille
In keiner andern Disziplin ist die Leichtathletik so global wie in den 100- und 200-m-Sprints. Ob Afrika, Ozeanien, Asien, Amerika, die Karibik oder Europa – schnelle Männer und Frauen gibts im Unterschied zu Kugelstössern oder Stabhochspringerinnen überall auf der Welt. Umso erstaunlicher ist, dass die Schweiz dank Mujinga Kambundji gerade in dieser Sparte die einzige Medaille (Bronze) bei den Titelkämpfen in Doha gewinnen konnte. Dass eine Handvoll Weltklasse-Schnellläuferinnen in Katar gar nicht dabei oder vor dem Final ausgefallen waren, ist «Part of the Game», passiert immer wieder. Mujinga hat die internationale Klasse, von diesen Ausfällen zu profitieren und die Chance zu nutzen.
Die Flops
Weltklasse – keiner geht hin
Die 17. Weltmeisterschaften der Leichtathleten sind die stimmungslosesten Titelkämpfe der Geschichte. Auch das auf angenehme Temperaturen heruntergekühlte Khalifa Stadium lockt einheimische Zuschauer nicht an. Nur 3000 Fans am Abend des 100-m-WM-Finals der Frauen! Da sind es beim Meeting Gala dei Castelli in Bellinzona ja mehr. Die Stars lassen sich von der Beerdigungsstimmung nicht bremsen und brillieren zehn WM-Tage lang vor leeren Rängen.
Spiel ohne Grenzen
Es fängt an mit der im Vorfeld hochgejubelten Kamera in den Startblöcken. Was dabei herauskommt, sind unscharfe Bildchen. Skandalös, weil sie den Frauen bei ihrer letzten Rennvorbereitung spannermässig in Intimbereiche «schauen». Überhaupt gibt es zum Zeitmesssystem noch weitere Fragen. Speziell aus Schweizer Sicht. Wie kann es sein, dass es bei Kambundjis 100-m-Halbfinal auf offiziellen Ranglisten eine Tausendstelsekunde ist, die sie am Finaleinzug hindert, nach dem Protest von Swiss Athletics daraus beim zweiten Hinsehen plötzlich fünf Tausendstel werden? Zeitmessung muss absolut wasserdicht sein.
Der nutzlose Hotel-Frust
Es ist sinnlos, sich über Dinge zu ärgern, die man nicht ändern kann. Das sagen Champions. Mit dem Wetter, der Unterkunft oder der Verpflegung muss man sich arrangieren. Fast ausnahmslos sind es nur «kleine Nummern» unter den Athleten, die sich via Facebook, Twitter oder Instagram über kleine und unsaubere Hotelzimmer ärgern. Leider gehören auch ein paar Schweizer Athletinnen dazu.