Der Test in einem 600-m-Rennen im deutschen Pliezhausen war der 25-jährigen, zweifachen Hallen-Europameisterin über 800 m, Selina Büchel, vor einer Woche noch deutlich in die Hosen gegangen. Gestern Samstag lässt sie sich davon beim Diamond-League-Meeting in Eugene (Oregon) nichts mehr anmerken. Platz fünf mit 1:59,46 Minuten in einem Super-Feld! Nur die drei wegen ihres hohen Testosteron-Levels monströsen Olympia-Medaillengewinnerinnen von Rio – Caster Semenya (1:57,78), Margret Wambui (1:57,88) und Francine Niyonsaba (1:59,10) – sowie die Äthiopierin Habtam Alemu (1:59,19) sind schneller als die Toggenburgerin. Die Europäerinnen lässt Selina alle hinter sich. Der lange Flug in die weite Welt hat sich für Büchel sportlich also gelohnt. Sie weiss, dass sie im Hinblick auf die WM in London (4. bis 13. August) auf gutem Weg ist. Und dass das spezielle Höhenzimmer, das sie sich daheim in der Wohnung in Wil SG eingerichtet hat, nicht für die Katz' ist.
Eugene ist noch für eine andere Schweizer Leichtathletin ein Massstab. Im 400-m-Hürdenlauf der Frauen bekommt die Lausannerin Lea Sprunger eine Antwort auf die Leistung, die sie am Samstag Abend im belgischen Oordegem erzielt hat (55,21 Sekunden). US-Läuferin Ashley Spencer gewinnt in Eugene mit 53,38. Auch die als Viertplatzierte beste Europäerin Zuzana Heinova (Tsch, 54,50) und die Sechste, Sara Petersen (Dä, 54,85) sind deutlich schneller als Sprunger.
Ein echter Knaller auf der dritten Station der diesjährigen Diamond League ist der Männer-Dreisprung. Mit 18,11 m realisiert Olympiasieger Christian Taylor (USA) die beste Weite, die je auf US-Boden erzielt wurde, er wird dabei von Landsmann Will Clay (18,05) aber bis zum Schluss hart bedrängt.
Der 17-jährige Stabhochsprung-Shooting-Star Armand Duplantis (Sd) muss auf Diamond-League-Ebene bei seinem Debüt Lehrgeld bezahlen. Mit im ersten Anlauf übersprungenen 5,71 m unterstreicht der junge US-Schwede zwar seine Sonderklasse, muss aber den erfahreneren Sam Kendricks (5,86), Renaud Lavillenie (5,81) und Piotr Lisek (5,81) den Vortritt lassen. Duplantis’ Trost: Seine am 1. April in Austin übersprungenen 5,90 m «überleben» als Jahres-Weltbestleistung.
Eine Duftmarke setzt auch der britische Mittelstrecken-Star Mo Farah. Über 5000 m läuft er bis zur Schlussrunde in gewohnter Manier teilnahmslos mit und dann tanzt er mit seiner Spurtstärke auf der letzten Runde all seine Gegner gnadenlos aus. 13:00,70 Minuten sind ein starkes Signal für Mos Heim-WM in London.