Wer mit Alex Wilson einmal etwas länger gesprochen hat, der schliesst ihn ins Herz. Alle, die vor einem Jahr am Fernseher die WM aus London verfolgt haben, tun das auch. Mit seinen Sprüchen hat sich Alex zur Kult-Figur gemacht: «Ich habe in die Hosen geschissen!», «Dr Bolt isch verbii, jetzt chunnt de Wilson!» Oder wie zuletzt hier in Berlin: «Wenn ich auf der Bahn stehe, bin ich Gott.»
Frischer und spontaner von der Leber weg – aber nicht ganz ernst zu nehmen – geht nicht.
«Ich will eine Medaille»
Denn auch Alex ist klar: «Bei dieser EM muss ich liefern, nicht lafern. Ich will eine Medaille. Nur Erfolge in der Schweiz sind nichts wert. Man braucht einen Leistungs-Ausweis bei Titelkämpfen wie hier in Berlin, bei der WM nächstes Jahr in Doha oder bei Olympia 2020 in Tokio.»
Solche will er schaffen. Dafür trainiert er, dafür ist er häufig in London, weit weg von zu Hause, von seiner Frau und seinem halbjährigen Sohn Javan.
Bereit für den 200er
Im 100er hat es wegen eines lumpigen Hundertstels mit der Final-Quali nicht geklappt. Irgendwie logisch, denn auf der kurzen Sprintstrecke ist Wilson die ganze Saison nie recht auf Touren gekommen. Umso besser dafür auf der halben Bahnrunde.
Sein letzter von vier Schweizerrekorden der Saison ist hochkarätig – 20,14 Sekunden. Aus Europa liefen nur der Türke Guliyev und der Spanier Hortelano-Roig heuer schneller.
Obwohl es im 100er nicht für den Endlauf gereicht hat – sein Berliner Halbfinal hat auf der zweiten Hälfte deutlich gezeigt, dass Alex für die doppelte Distanz bereit ist. Heute Abend um 20.15 Uhr kann er es im Halbfinal zeigen. Erst recht am Donnerstag im Final.
Auf die kecken Sprüche von Wilson kann man sich so oder so freuen.