Das Schweizer IOC-Mitglied Denis Oswald zum möglichen Ausschluss Russlands von Olympia 2016
«Das würde ein Erdbeben geben!»

Denis Oswald kennt die Doping-Problematik mit Russland aus Sicht des Ruder-Weltverbands.
Publiziert: 11.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:18 Uhr
Von Marco Ackermann

Denis Oswald, glauben Sie, dass die russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio ausgeschlossen werden könnten?
Denis Oswald (68):
Das ist sicher möglich. Wenn die IAAF den russischen Leichtathletik-Verband bis Olympia oder länger suspendiert, haben die russischen Leichtathleten kein Recht auf einen Start in Rio.

Gab es in der Vergangenheit ähnliche Fälle?
Ja, einmal war ich sogar selber betroffen. Als Präsident des Ruder-Weltverbands musste ich verschiedene Personen aus dem russischen Rudersport für die Olympischen Spiele 2008 in Peking sperren.

Warum?
Der russische Verband leistete sich diverse Vergehen gegen die Dopingbestimmungen, und er wollte nicht mit uns kooperieren. Deshalb wurde er ausgeschlossen. Als dann im russischen Verband neue Leute die Führung übernahmen, lockerten wir das Strafmass etwas. Athleten, die aus unserer Sicht sauber waren, wurden bei Olympia zugelassen. Wir wollten nicht eine Kollektivstrafe, unter der unschuldige Sportler zu leiden gehabt hätten.

Wie muss es im aktuellen Fall mit den Leichtathleten weitergehen?
Man muss sofort reagieren, ganz klar. Wichtig ist, dass zuerst von der IAAF alles detailliert abgeklärt wird. Dass man weiss, wer für die Krise die Verantwortung zu tragen hat. Es muss alles gereinigt werden.

Ist der neue IAAF-Präsident Sebastian Coe der richtige Mann für diese Krise?
Davon bin ich überzeugt. Denn Coe hat einen sehr guten Ruf. Man kennt seine konsequente Haltung gegen Doping. Er geniesst Kredit. Ich wüsste keinen besseren Mann.

Wenn sich die Vorwürfe gegen den russischen Sport erhärten, wird das in der Sportwelt ein Erdbeben auslösen.
Definitiv! Es macht natürlich einen Unterschied, ob ein Player wie Russland in einen Sportskandal involviert ist oder Vanuatu.

Denken Sie, dass sich die Weltmacht Russland mit Präsident Putin kooperativ zeigen wird?
Die Russen werden bei der Aufklärung des Falls kooperieren müssen. Irgendwann wird der Druck von allen Seiten so stark sein, dass ihnen gar keine andere Wahl bleibt.

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