Im ersten Moment musste einem Alex Wilson fast leid tun. Der Schweizer Sprinter wird in den USA über 100 m in sensationellen 9,84 Sekunden gestoppt. Sofort wird an der Fabelzeit gekrittelt. Der Verdacht, dass mit der Zeitmessung etwas nicht gestimmt haben könnte, wird schnell laut und er klingt plausibel.
Nur: Dafür, dass bei einem Feld-, Wald- und Wiesenmeeting in Georgia die Zeitmessung internationalen Standards nicht genügt, kann der Basler nichts. Selbst wenn ihm der Europarekord über 100 m nun nicht zugeschrieben werden sollte: Pech gehabt, ein Schmunzler, sicher kein Grund für Häme.
Ein Trainingsvideo, das der «Tagesanzeiger» publik gemacht hat, ist dagegen weit problematischer. Dass Wilson mit dem lebenslang gesperrten Doping-Coach Raymond Stewart trainiert, ist ein echter Aufreger.
Wenn es stimmt, was Wilson sagt – dass er Stewart nicht kannte und dass er nicht wusste, dass er wegen Dopingvergehen gesperrt ist –, ist er naiv und von seinem Trainer, der ihn Stewart vorstellte, sehr schlecht beraten.
Wusste er aber, wen er vor sich hatte, ist das mehr als dämlich. So kurz vor den Olympischen Spielen ein derart unnötiges Risiko einzugehen – das wäre nur schwer entschuldbar.