Selina, es ist doch schön, auch ein Scheissrennen zu gewinnen», meint der Reporter. Die Hallen-Europameisterin lacht. «Ja, das eigentlich schon. Aber ich wollte hier halt nicht nur gewinnen, sondern auch wieder unter zwei Minuten laufen. Darum bin ich doch ein bisschen enttäuscht.»
Warum waren die 800 m ein Scheissrennen? Die ersten 300 m wird bloss geschubst, gebremst und gestolpert. Mittendrin Selina. «Wenn ich nicht zu 100 Prozent konzentriert bin, unterlaufen mir ab und zu Fehler beim Einreihen.» Ihre kleine Konzentrationslücke führt Büchel auf ihren Pariser Traumlauf vor fünf Tagen zurück. «Die 1:57,95 Minuten haben mich mental doch sehr viel Kraft gekostet.»
Eine Championne zeigt sich gerade dann, wenn sie auch Rennen gewinnt, die nicht optimal laufen. Und das schafft die 23-jährige Toggenburgerin. Die Hallen-Rennen inbegriffen ist es in Lausanne Büchels zehnter Sieg im elften Rennen.
Hussein riskierte zu viel
400-m-Hürden-Europameister Kariem Hussein ist noch nicht so weit. Nach einem holprigen Start versucht er bei Streckenhälfte dennoch, den Turbo zu zünden: «Es ist auch fast aufgegangen», sagt er. «Beim Einbiegen auf die Zielgerade war ich bei den Gegnern gut dabei.» Dann wird Kariem übermütig: «Ich versuchte, auch noch die 9. Hürde im 14-Schritt-Rhythmus zu packen. Ein Fehler. Ich habe allen Speed verloren.»
Den harten Wind im internationalen Geschäft bekommen Mujinga Kambundji und Lea Sprunger zu spüren. Der Berner Sprintperle merkt man die Trainingspause an wegen ihrer Rücken/Oberschenkel-Problemen. Im 200er mit dem Kurvenlauf erst recht. Richtig schnelle 200er läuft sie ohnehin immer erst in der zweiten Saisonhälfte.
Für Lea Sprunger ist es gestern das vierte Langhürden-Rennen. Fast erwartungsgemäss kann sie ihre 55,60 vom Sonntag nicht ganz bestätigen. Sie zeigt aber doch, dass sie das Gefühl für den Rhythmus im Griff hat.
Die Romande braucht jetzt einfach Rennen auf internationalem Niveau. Und mit dem Staffelsieg zum Abschluss bedanken sich Mujinga und Lea beim Publikum.