Für ihre Schwester und den Bruder sowie drei weitere Fans ihres Klubs, dem KTV Bütschwil, ist Selina Büchel (23) eine – weite – Reise wert. Mitten in der Nacht sind sie im Toggenburg aus den Federn gehuscht und zu fünft in ein Auto gestiegen.
Nach knapp sieben Stunden und 650 Kilometern sind die Büchel-Fans 90 Minuten vor Selinas EM-Vorlauf über 800 Meter rechtzeitig in der O2-Arena der tschechischen Metropole. «Wir freuen uns mega auf Selinas Rennen», sagt Schwester Anja zu Blick.ch.
Und der lange Trip hat sich gelohnt. Selina, die mit dem Verpassen des EM-Finals im August im Zürcher Letzigrund sich selbst und ihre Anhänger enttäuscht hat, beweist in Prag gleich im Vorlauf, dass sie mit ihrer angriffigen Art eine Spezialistin für die engen Hallenbahnen ist. Nicht umsonst ist sie im letzten Jahr in Sopot (Pol) unterm Dach sogar Vierte bei der Hallen-WM geworden.
Schwester Anja und die andern vier Toggenburger können bei Selinas Vorlauf-Sieg zufrieden jubeln. In 2:01,95 macht sie auf den letzten 100 m alles klar. Und meint danach: «Locker ist ein 800-m-Lauf zwar nie, aber es ist mir wirklich sehr leicht gegangen.»
Dass sie sich 600 m lang in Position vier versteckt hat, ist Teil ihrer Taktik und zeugt vom grossen Selbstvertrauen. «Es liegt in einer Meisterschafts-Vorrunde nie an den Favoriten, an der Spitze des Feldes für Tempo zu sorgen. Das sollen die machen, die als Dritt- oder Viertplatzierte über die Zeit eine Runde weiterkommen wollen.»
Selina selbst zählt sich für den Halbfinal vom Samstag und den Endlauf vom Sonntag also zu den Favoritinnen. Gut so, schliesslich ist sie als Europa-Vierte nach Prag gereist.