Neuer Wirbel um den Leichtathletik-Weltverband Iaaf: Der frühere Pressechef Nick Davies soll versucht haben, die wahren Ausmasse des russischen Dopingsumpfs zu verbergen. 2013 hat der Brite laut Berichten von «Le Monde» und der «BBC» in einer E-Mail vorgeschlagen, die Namen von russischen Dopingsündern erst nach der WM in Moskau öffentlich zu machen – oder nur zusammen mit weiteren Athleten.
Brisant: Davies ist mittlerweile die rechte Hand von Iaaf-Präsident Sebastien Coe. Der Brite behauptet, von den Machenschaften seines Vorgängers Lamine Diack nichts gewusst zu haben. Diack wird vorgeworfen, positive Dopingtests vertuscht zu haben.
«Wenn die Schuldigen nicht an den Start gehen, können wir auch warten, bis die WM vorbei ist und sie dann bekanntgeben», soll Davies rund drei Wochen vor WM-Beginn in einem Mail an Lamines Sohn Papa Massata Diack geschrieben haben. «Oder wir nennen einen oder zwei – aber gleichzeitig mit Athleten aus anderen Ländern.» In den Wochen nach den Titelkämpfen wurden gegen 16 russische Sportler Sanktionen ausgesprochen.
Mehr noch: Davies erwähnt in dem E-Mail auch eine «inoffizielle» PR-Kampagne, bei der mit Hilfe von Coes Agentur CSM die britischen Medien bearbeitet werden sollen: «So können wir Sebastians politischen Einfluss in Grossbritannien nutzen.» Der heutige Weltverbandspräsident, der sich als Reformer und Aufräumer im Doping-Sumpf gibt, scheint demnach also tief in die Mauscheleien verstrickt.
Davies streitet die Vorwürfe ab. Es habe sich lediglich um Gedankenspiele zur «Bewältigung einer Herausforderung» gehandelt, ein Plan sei dabei nicht gefasst worden. Coe habe mit dem E-Mail nichts zu tun. «Er kennt es nicht», lässt eine Sprecherin ausrichten.
Unbestritten ist, dass die Sache Coe unter Druck bringt. Schliesslich hat er Davies damals als eine seiner ersten Amtshandlungen als neuer Präsident zum Büroleiter befördert, wie der «Guardian» schreibt. (eg)