Die Erwartungen waren gross zu Saisonbeginn. Aber sie kam einfach nicht auf Touren. Mujinga Kambundji (27) katapultierte sich nicht so richtig explosiv aus den Startblöcken. Um eine halbe Sekunde lief sie Anfang Juli ihrer 100-m-Bestzeit aus dem Vorjahr hinterher. Eine halbe Sprint-Ewigkeit.
Die nächste Trainerdiskussion kündigte sich schon wieder an: Ist Steve Fudge, der Schotte, bei dem Kambundji seit Oktober 2018 in London trainiert, wirklich der Richtige? Haben die vielen Trainerwechsel der letzten Jahre, manche freiwillig, andere nicht, die WM-Bronzegewinnerin von 2018 über 60m in Halle, aus dem Tritt gebracht?
Kambundji suchte lange die Form und sie suchte vor allem den Schlüssel. Für die Flugphase, den letzten Teil der Sprint-Strecke, auf welcher das höchste Tempo erreicht wird.
Sie fand ihn in Bern, bei Jacques Cordey, ihrem Jugendtrainer.
«Ich bin viel reifer geworden»
Ein Schritt zurück, um schneller zu werden? Und was kann Cordey, was Fudge nicht kann? «Darum geht es nicht», sagt Kambundji. «Überhaupt nicht. Ich arbeite sehr gerne mit Steve zusammen, er betreut mich weiterhin aus der Distanz via Video-Coaching, wenn ich nicht in London trainiere.»
Aber sie ist entschlossener geworden. «Ich weiss heute, was ich als Athletin will und was ich brauche. Ich habe ein grosses Team um mich und das nütze ich auch.» Darum arbeitet sie neben Fudge weiterhin mit Cordey und mit Adrian Rothenbühler, einem weiteren alten Trainer-Weggefährten, zusammen. «Ich hole mir von jedem das, was für mich passt. Ich bin der Chef im Team.»
Eine Selbstsicherheit, die neu ist. «Vor ein paar Jahren hätte ich das so noch nicht gekonnt. Ich bin viel reifer geworden.»
Reif scheint sie auch für einen starken WM-Auftritt in Doha (Katar) zu sein. Die Flugphase ist rechtzeitig entschlüsselt. «In den letzten zwei Wochen Trainingslager in der Türkei habe ich noch einmal ein bisschen zugelegt. Ich habe ein sehr gutes Gefühl und richtig viel Selbstvertrauen.»
Die Voraussetzungen sind prima. In der Bestenliste der gemeldeten Läuferinnen liegt Kambundji über 100 m auf Platz 7, über 200 m auf Platz 6. Rechnet man die 4x100-m-Staffel dazu, hat die schnellste Frau der Schweiz drei Finalchancen – und alle drei sind mehr als realistisch.
Ein gutes Zeichen auch für ihr Team. Das soll zum ersten Mal seit Jahren in der Winterpause nicht neu sortiert werden. «Ich will mit Fudge unbedingt weiterarbeiten», sagt Kambundji. «Das ist für mich völlig klar.»
In Doha findet vom 27. September bis 6. Oktober die 24. Leichtathletik-WM statt. Ein sportliches Grossereignis! Mit dem BLICK-Newsticker verpassen Sie keine Entscheidung im Kampf um die Medaillen.
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