Seit den Olympischen Spielen 2008 in Peking ist Usain Bolt – wird am 21. August 30 Jahre alt – der Superstar auf der Leichtathletik-Weltbühne. Acht Olympiasiege über 100, 200 und mit der 4x100-m-Staffel – elfmal WM-Gold. Jetzt befindet sich Usain auf seiner Abschiedstour. Nach den Weltmeisterschaften in London (4. bis 13. August) ist Schluss.
In Ostrava tritt er zu seinem zweitletzten Eintages-Meeting an, am 21. Juli folgt als WM-Hauptprobe noch der Diamond-League-Auftritt in Monaco. Warum Ostrava – weshalb ein so kleines Meeting? «Ich war 2006 das erste Mal hier, sie haben mich schon eingeladen, als ich noch Junior war. Ich fühle mich nach all den Jahren in Ostrava zu Hause», sagt Usain. Sein 100-m-Sprint ist im seit Wochen mit 15000 Zuschauer ausverkauften Stadion ein gemütliches Schaulaufen. Harte Gegner haben ihm die Veranstalter nicht vorgesetzt. Schliesslich soll Usain bei seiner Dernière gewinnen. Die 10,06 Sekunden haben für die WM allerdings nichts zu bedeuten – in London will Usain seinen zehnten Titel.
Doch Bolts Mission besteht am Mittwoch nicht bloss darin, sich selbst den Fans noch einmal zu präsentieren. Usain nützt jede Gelegenheit, seinen Nachfolger als Leichtathletik-Superstar in die Szene einzuführen. Es ist kein neuer Jamaika-Blitz, auch kein Ami. Ein Südafrikaner soll seine Rolle als Publikumsmagnet und Leichtathletik-Botschafter für die nächsten Jahre übernehmen – Wayde van Niekerk, der 24-Jährige aus Kapstadt, der 2016 in Rio mit sagenhaften 43,03 Sekunden 400-m-Olympiasieger wurde.
Bolt und Van Niekerk hatten sich im Frühjahr 2016 erstmals getroffen als der Südafrikaner für ein Trainingscamp in Jamaika weilte. Beim Abschied nach dem gemeinsamen Trainings-Wochen hat sich Usain den Wayde zur Brust genommen. «Du wirst mein Nachfolger, du läufst bald 400-m-Weltrekord.» Das mit dem Weltrekord hat Van Niekerk postwendend in Rio erledigt.
Bolt hat sich das Beste vom Besten für seine Nachfolge ausgesucht. Den einzigen Mann auf der Welt, der es schafft die 100 m unter 10 Sekunden (9,94) zu laufen, die 200 m unter 20 Sekunden (19,84) und die 400 m unter 44 Sekunden (43,03). Nicht einmal der legendäre Michael Johnson hatte das in seiner glanzvollen Karriere jemals geschafft.
Und jetzt, bei seiner Abschieds-Tournee führt Bolt seinen Nachfolger seinen Lieblingsfans vor. Das war so am 10. Juni bei Usains Abschiedsgala im heimischen Kingston und ist jetzt so in Ostrava. Bolt lädt Van Niekerk in Ostrava gar ein, eine seiner eigenen Bestmarken zu knacken. Allerdings nicht auf den klassischen Strecken 100 oder 200 m – Wayde soll Usains 300-m-Bestmarke verbessern. 2010 war Bolt in Ostrava 30,97 Sekunden gelaufen. Van Niekerk nimmt diese Herausforderung an – und bricht mit 30,81 nicht bloss Bolts Rekord, sondern auch noch die 17 Jahre alte Allzeit-Bestmarke von Michael Johnson (30,85).
Damit bringt Van Niekerk seine Fans in der Schweiz richtig auf den Geschmack. Im Gegensatz zu Bolt tritt der Südafrika-Flitzer am 6. Juli bei Athletissima in Lausanne an – erstmals in diesem Jahr auf seiner Parade-Strecke, den 400 Metern.
Resultate
Männer:
100 m (GW 0,3): 1. Bolt (Jam) 10,06. 2. Pérez (Kuba) 10,09.
300 m: 1. Van Niekerk (SA) 30,81. 2. Makwala (Bots) 31,44. 3. Munyai (SA) 31,61. 4. Maslak (Pol) 31,80.
1000 m: 1. Kipkoech (Ken) 2:18,51. 2. Holusa (Tsch) 2:18,60. Ferner: 4. Rudisha (Ken) 2:19,43.
10000 m: 1. Farah (Gb) 27:12,09. 2. Kimeli (Ken) 27:14,43.
110 m H. (RW 0,6): 1. Darien (Fr) 13,09. 2. Baji (Un) 13,23.
Hoch: 1. Bednarek (Pol) 2,32. 2. Ivanov (Bul) 2,30.
Drei: 1. Taylor (USA) 17,57. 2. Doris (Guy) 16,80.
Kugel: 1. Stanek (Tsch) 21,63. 2. Haratyk (Pol) 21,34.
Speer: 1. Röhler (De) 91,53. 2. Vetter (De) 87,88. 3. Vadlejch (Tsch) 86,43.
Frauen:
200 m (RW 1,2): 1. Ta Lou (Elf) 22,44.
1500 m: 1. Tsegay (Äth) 4:00,96.
100 m H. (RW 1,0): 1. Dutkiewicz (De) 12,72. 2. Steenkamp (SA) 12,99.
Stab: 1. Sidorowa (neutral) 4,70. 2. Newman (Ka) 4,65.