Bei Treffen mit Star-Fotografin Annie Leibovitz
Mujinga & Co. gehen die Augen auf

Am Mittwochabend haben sie beim Hallen-Meeting in Düsseldorf ihre Beine wirbeln lassen. Zuvor machten Mujinga Kambundji, Selina Büchel und Noemi Zbären Kopfarbeit.
Publiziert: 03.02.2017 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:00 Uhr
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Fasziniert: Selina, Mujinga und Noemi vor dem wohl berühmtesten Leibovitz-Bild – John Lennon mit Yoko Ono (o.l.).
Carl Schönenberger (Text), Joseph Khakshouri (Fotos)

Da sitzen sie, alle drei beisammen nicht ganz in der vordersten Reihe des EWZ-Unterwerks Selnau ZH und hören gespannt zu, was die 67-jährige Star-Fotografin Annie Leibovitz und eine Handvoll Mitkämpferinnen über die Gleichberechtigung der Frauen erzählen. Zuvor haben Mujinga Kambundji, 2016 EM-Dritte über 100 m, Selina Büchel, 2015 Hallen-Europameisterin über 800 m, und Noemi Zbären, die verletzt gewesene Hürdensprint-Hoffnung, die Fotos der neusten Leibovitz-Ausstellung bewundert «Women – New Portraits».

«Fantastisch, wie bei diesen Bildern alles stimmt», sagt Noemi. «Der Hintergrund, das Licht, die Farben. Man sieht den Gesichtern der Porträtierten Frauen an, dass sich die Fotografin zuvor intensiv mit ihnen auseinander gesetzt hat.» Als sich Leibovitz zum Schluss der Veranstaltung mit dem Leichtathletinnen-Trio fotografieren lässt und mit ihnen small talkt, sagt die Fotografin: «Ihr seid also die Sportlerinnen.» Leibovitz lacht, dreht sich zum Porträt von Tennis-Ass Serena Williams und zeigt mit dem Finger auf deren Muskelpakete.

Leibovitz stellt nicht bloss ihre Frauen-Bilder aus – sie diskutiert mit den Ausstellungs-Besuchern auch über Frauen-Probleme in unserer Gesellschaft. Da fällt schon einmal ein Satz wie: «Donald Trump ist nichts anderes als ein grosses schwarzes Loch.» Oder, ob der Tatsache, dass den Frauen in der heutigen Gesellschaft noch immer nicht die gleichen Bildungsmöglichkeiten wie den Männern offenstehen, hören Noemi, Mujinga und Selina: «Das Anti-Wort zu Bildung und Erziehung lautet Propaganda.»

Für unsere Leichtathletik-Asse sind derartige Veranstaltungen fremd. «Es ist zwar extrem interessant und spannend», sagt Mujinga. «Aber uns fehlt neben dem Training und dem Studium einfach die Zeit. Wenn wir dann einmal frei haben, nützen wir diese lieber zum Relaxen mit Freunden.» Noemi meint: «Wenn man das hört, wird uns bewusst, dass wir als Frauen in der Schweiz privilegiert sind. Wir können studieren und als Sportlerinnen unsere Talente ausleben.» Selina zieht zum Schluss gar Parallelen zwischen Sport und Fotografie: «Uns sehen die Leute ja nur im Wettkampf, die lange und harte Trainingsarbeit geht unter. Auch Frau Leibovitz braucht viel Zeit für die Vorbereitung ihrer Bilder. Irgendwann drückt sie dann ab – und nur diesen kurzen Augenblick bekommen wir hier zu sehen.»

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