Rollstuhl-Tausendsassa Marcel Hug scheint nach seinem Mammut-Programm bei den Paralympics in Tokio, wo er mit vier Goldmedaillen alles abräumte, kein bisschen müde. Nach Berlin und London, wo er beide Marathons gewann, ist er am Sonntag in Chicago gestartet und nur 24 Stunden später am Montag in Boston.
Hat Hug in Chicago im packenden Finish gegen Daniel Romanchuk (USA) für ihn ungewohnt den Kürzeren gezogen, so ist der 35-jährige Thurgauer in Boston wieder der klare Chef auf der Strasse. Nach 2015, 2016, 2017 und 2018 gewinnt er den wegen der harten Steigung anstrengenden Boston-Marathon zum fünften Mal. Und nimmt dabei seinem Chicago-Bezwinger Romanchuk über sieben Minuten ab.
Sieg trotz Fehler
Dennoch, dieser Boston-Sieg tut Marcel Hug weh. Nicht körperlich, sondern finanziell. Denn Marcel gehen wegen einer schlampigen Streckenmarkierung 50'000 US-Dollar durch die Lappen. So viel hätte er nämlich als Bonus für einen neuen Streckenrekord bekommen. Doch eben diesen – seine 2017 gefahrenen 1:18:04 Stunden – verpasst er am Montag um sieben Sekunden.
Was ist passiert: In einer der letzten Kurven – dem Rechtsabbieger in die Hereford Street – folgt Hug dem Begleit-Fahrzeug, das vor der Spitze fährt und wird von den Streckenposten nicht darauf hingewiesen, dass er nach rechts abbiegen muss. Hug muss zurück auf die Strecke und verliert dabei weit mehr als die sieben Sekunden.
«Es ist ein dummer Fehler gewesen», sagt er zu CBS Boston. «Ich war so darauf fokussiert, auf den letzten Metern alles zu geben, was noch in mir steckte. Es ist mein Fehler. Ich müsste die Strecke eigentlich kennen, nachdem ich hier schon so oft gefahren bin. Ich bin richtig wütend auf mich selbst.»
Trotz dieses Ärgers ist Hug mit seiner Leistung während dieser beiden Parforce-Tagen aber zufrieden. «Ich bin happy mit meiner Leistung.»
Auch Schär triumphiert
Neben Marcel Hug kann auch Manuela Schär (36) in Boston jubeln. Nach ihren fünf Paralympics-Medaillen hat sie zwar auf einen Chicago-Start verzichtet, um für Boston frisch zu sein. Mit ihrem Sieg belohnt sich die 36-jährige Luzernerin für den Chicago-Verzicht in Boston gleich selbst.