Die 25-jährige zweifache Hallen-Europameisterin aus dem Toggenburg steigt gleich happig in diesen WM-Sommer. Gegen die reich mit dem männlichen Hormon Testosteron gesegneten Caster Semenya, Francine Niyonsaba und Margret Wambui – der Medaillen-Trio von Rio – ist Büchel eigentlich chancenlos.
Aber Selina will bei ihrem Diamond-League-Trip in die USA dennoch etwas wissen: Trifft der Spruch aus der Bibel «Den Seinen gibts der Herr im Schlaf» (Psalm 127,1) auch für sie zu?
Nach ihren knapp verpassten Final-Qualis bei Olympia und der WM 2015 in Peking (jeweils Rang 9) und dem Podest-Schrammer bei der EM 2016 (Platz 4) hat die 800-m-Spezialistin vieles umgestellt. Selina hat ihren Zeichner-Teilzeitjob ganz aufgegeben und ist seit dem Herbst Profi. Sie ist aus dem Elternhaus in Mosnang SG in die eigene Wohnung nach Wil SG gezogen und lebt dort mit ihrem Freund zusammen.
Das wichtigste aber: Selina hat sich in ihrem neuen Heim ein Höhenzimmer eingerichtet. Über einen fast unsichtbaren Schlauch saugt ein Kompressor die Luft aus dem Raum, filtert einen Grossteil des Sauerstoffs raus und pumpt die danach sauerstoffarme Luft zurück ins Zimmer. Der Effekt ist wie beim Höhentraining – der Körper produziert mehr rote Blutkörperchen. Ein (erlaubter) leistungsfördernder Faktor für Ausdauersportler. Auch Dario Cologna oder Mountainbiker Nino Schurter nützten schon den Höhenzimmer-Effekt.
Selina macht also im Schlaf daheim praktisch ein Höhentraining. Von dem wohl sogar ihr Partner Silvan Rutz profitiert, Selinas Freund ist Verteidiger beim FC Bronschhofen. «Das Höhenzimmer ist ein weiterer Mosaikstein, der Selina zum Erfolg helfen soll», heisst es aus Büchels Umfeld. Ob sie das bereits am Samstag in Eugene spürt?