Über zehn Jahre nach Tötung seiner Freundin
Pistorius kommt in sechs Wochen auf Bewährung frei

Oscar Pistorius soll am 5. Januar 2024 auf Bewährung freigelassen werden. Er hatte am Valentinstag 2013 seine damalige Freundin getötet und war deshalb wegen Totschlags verurteilt worden.
Publiziert: 24.11.2023 um 12:31 Uhr
|
Aktualisiert: 24.11.2023 um 13:15 Uhr
1/7
Oscar Pistorius kommt bald frei.
Foto: Keystone/AP/Themba Hadebe

Der frühere Spitzensportler Oscar Pistorius soll auf Bewährung freigelassen werden. Das teilte die südafrikanische Justizvollzugsbehörde am Freitag mit. 

Pistorius soll demnach am 5. Januar aus dem Gefängnis in der Hauptstadt Pretoria entlassen werden. Er sei als «Ersttäter mit einem positiven Unterstützungssystem» eingestuft worden, hiess es. Am Freitagmorgen fand eine Bewährungsanhörung statt.

Pistorius hatte in der Nacht zum Valentinstag 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet. Das Verfahren gegen den ehemaligen Sprintstar zog sich über Jahre und ging durch mehrere Instanzen. Pistorius sagte damals aus, er habe mehrfach geschossen, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn.

Zum Zeitpunkt der Tat stand Pistorius auf dem Zenit seiner Karriere. Bei den Paralympischen Spielen 2012 hatte er auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewonnen. Ihm waren einst als Kind wegen eines Gen-Defekts die Beine unterhalb der Knie amputiert worden.

Der heute 37-Jährige hat etwa die Hälfte seiner Haftstrafe von 13 Jahren und fünf Monaten abgesessen. Nach südafrikanischem Gesetz hat er damit automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung. 

Mutter des Opfers kämpft gegen Freilassung

June Steenkamp, die Mutter der getöteten Reeva Steenkamp, reichte eine schriftliche Erklärung ein, die ihr Anwalt den vor dem Gefängnis versammelten Medien vorlas. «Ich glaube nicht Oscars Version, dass er die Person auf der Toilette für einen Einbrecher hielt», hiess es darin. Sie sei auch nicht überzeugt, dass Pistorius rehabilitiert sei, weil er nie die Wahrheit eingestanden habe.

Ihr Leben sei seit der Tötung ihrer Tochter «ein endloses schwarzes Loch aus Schmerz und Einsamkeit», das niemals gefüllt werden könnte, schrieb June Steenkamp. Ihr im September verstorbener Ehemann Barry, der kurz nach dem Prozessbeginn einen Schlaganfall erlitten habe, sei «an einem gebrochenen Herzen» gestorben.

Bürokratischer Fehler verzögerte Anhörung

Bereits im März hatte eine Bewährungsanhörung stattgefunden. Diese war zunächst mit Verweis auf einen «bürokratischen Fehler» abgelehnt worden. Im Oktober befand Südafrikas Verfassungsgericht jedoch, dass ein Fehler gemacht worden sei. Bei der Anhörung am Freitag handelte es sich damit um den nachgeholten, rechtmässigen Termin.

Bei Paralympischen Spielen 2012 gewann Pistorius auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen. Ihm waren einst als Kind wegen eines Gen-Defekts die Beine unterhalb der Knie amputiert worden. (SDA/sme)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?