Aminatou Seyni – eine Gegnerin wie einst Semenya
Stiehlt diese Intersexuelle Kambundji die Final-Show?

Den 100er-Halbfinal hat Mujinga Kambundji wegen fünf lumpiger Tausendstel-Sekunden nicht «überlebt». Jetzt droht über 200 m eine andere Gefahr – Aminatou Seyni, eine Gegnerin, die wie Caster Semenya hormonell gar nicht richtig Frau ist.
Publiziert: 01.10.2019 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2019 um 09:33 Uhr
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Mujinga Kambundji muss über 200 m gegen Aminatou Seyni antreten.
Foto: imago images/ZUMA Press
Carl Schönenberger

Exakt zehn Jahre ists her. Bei der WM 2009 in Berlin gewinnt Südafrikas Caster Semenya über 800 m Gold. Für die damals 18-Jährige sind die 1:55,45 Minuten eine Wahnsinns-Zeit. Deutlich wird das auch am Montagabend bei der aktuellen WM in Doha, wo Halimah Nakaayi aus Uganda 800-m-Weltmeisterin wird und die Uhr bei 1:58,04 Minuten stehen bleibt.

Am Tag nach Semenyas Berlin-Triumph, war es BLICK, der aufgrund von Hinweisen aus Südafrika weltweit erstmals öffentlich an Semenyas Frau-Sein zweifelt. Zehn Jahre und viele wissenschaftliche Expertisen hat es gedauert, bis es für den Leichtathletik-Weltverband IAAF klar ist: Die Südafrikanerin und mehrere andere Athletinnen gelten körperlich zwar als Frau, hormonell seien sie indes ausgestattet wie ein Mann.

Die IAAF entscheidet: Frauen wie Caster Semenya müssen künftig ihren Hormon-Spiegel mit Medikamenten auf einen «normal weiblichen» Testosteron-Wert von maximal 5 Nanomol pro Liter Blut senken. Sonst sind sie in der Frauen-Kategorie nicht mehr startberechtigt. Das sei im Einzelfall zwar ungerecht, sagt IAAF-Präsident Sebastian Coe. «Aber wir müssen das tun, um die Chancen-Gleichheit und das Überleben der Frauen-Kategorie weiterhin zu gewährleisten.» Die IAAF macht dabei vieles richtig – aber einen entscheidenden Fehler: Die neue Regel gilt bloss für die Lauf-Disziplinen von 400 m bis zur Meile. Weshalb diese Einschränkung ist selbst für Experten rätselhaft.

Gleiches Problem wie bei Semenya

Heute Abend nach WM-Halbfinal über 200 m in Doha (20.35 Uhr SRF 2) wird vielleicht auch die schnellste Schweizer Frau, Mujinga Kambundji (27), darüber den Kopf schütteln. Denn während die Bernerin in der 1. Serie auf Aussenbahn 9 startet, rennt auf Bahn 6 im gleichen Lauf Aminatou Seyni gegen sie um die Final-Qualifikation.

Aminatou wer? Das werden sich selbst Leichtathletik-Kenner fragen. Die noch nicht 23-jährige Athletin aus dem Niger war bis am Montag in der 200-m-Weltbestenliste mit mittleren 23-Sekunden-Zeiten nicht in den Top-50. Dafür seit Athletissima in Lausanne von Anfang Juli und ihren fantastischen 49,19 Sekunden über 400 m die Weltnummer 3.

Jetzt ist sie heute in Doha auf der halben Bahnrunde plötzlich eine gefährliche Gegnerin von Mujinga Kambundji. Gezwungener massen. Denn Aminatou Seyni hat am Montagabend nach ihrem sensationellen Niger-Landesrekord von 22,58 Sekunden im WM-Vorlauf gegenüber ihrer deutschen Konkurrentin Tatjana Pinto das Geheimnis gleich selbst gelüftet. «Ich darf keine 400 Meter laufen. Ich muss wegen der neuen Regeln über 200 Meter antreten. Es ist wie bei Caster Semenya.»

«Gibt keine richtig faire Lösung»

Eine Knacknuss also für Kambundji. Mujinga hat wohl selbst nie daran gedacht, dass sie dereinst von dieser heiklen Problematik direkt betroffen sein dürfte. Immerhin hat sich die Bernerin am 7. März dieses Jahres auf Radio SRF3 in der Sendung «Focus» schon dezidiert über Intersexualität in der Leichtathletik geäussert: «Es ist mega schwierig. Ich glaube, es gibt keine richtig faire Lösung. Es ist immer für jemanden unfair. Sie (Semenya d. Red.) wirkt schon ein bisschen wie ein Mann. Sie hat extrem viel Testosteron. Mehr als eine normale Frau. Aber das ist ja nicht ihre Schuld. Auf der einen Seite bestrafst du also Athletinnen wie sie, die eigentlich nichts dafür können, nichts Illegales gemacht oder betrogen haben. Auf der anderen Seite ist es für die 800-Meter-Läuferinnen mit einem normalen Testosteronspiegel natürlich auch extrem schwierig, wenn sie immer jemanden vor sich haben, der von den Hormonen her mega Vorteile haben», sagt Kambundji. «Ich bin froh, muss ich diese Entscheidung nicht treffen.»

Vor einem halben Jahr hat Mujinga die Thematik also noch auf die 800 m reduziert. Heute Abend in Doha ist sie als 200-m-Sprinterin plötzlich ganz konkret mitten drin.

Leichtathletik-WM in Katar

In Doha findet vom 27. September bis 6. Oktober die 24. Leichtathletik-WM statt.  Ein sportliches Grossereignis!  Mit dem BLICK-Newsticker verpassen Sie keine Entscheidung im Kampf um die Medaillen.

Die diesjährige WM findet in der Hauptstadt von Katar statt.

In Doha findet vom 27. September bis 6. Oktober die 24. Leichtathletik-WM statt.  Ein sportliches Grossereignis!  Mit dem BLICK-Newsticker verpassen Sie keine Entscheidung im Kampf um die Medaillen.

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