Der schnellste Schweizer Mann trägt sein Herz auf der Zunge. «Ich han i d’Hose gschisse!», hat er vor einem Jahr nach seinem WM-Auftritt in London vor der TV-Kamera gesagt. Der Spruch ist seither Kult.
«Diesmal will ich liefern und nicht nur lafern», sagt der 27-Jährige jetzt zu BLICK. Und ist mit seinen Gedanken bereits im Berliner Olympiastadion, wo vom 6. bis 12. August die EM über die Bühne geht. «Ich will eine Medaille», steckt Alex seine Ziele öffentlich ab. Über 100 oder über 200 Meter? «Am liebsten auf beiden Strecken.»
Über 200 Meter hat Wilson sein Revier bei den Schweizermeisterschaften in Zofingen am Sonntag schon einmal markiert: 20,14 Sekunden – mit diesem neuen Schweizerrekord ist Alex hinter dem türkischen Weltmeister Ramil Guliyev (19,90) Europas Nummer 2.
Doch im Vergleich zu dieser 200-m-Zeit stehe seine Leistung über 100 m in keinem Verhältnis, sagt Wilson. «Mit diesen 20,14 muss ich den Hunderter deutlich schneller laufen, als die 10,14 Sekunden, die ich am Freitag bei den Schweizermeisterschaften gerannt bin.» Wilsons 100-m-Schweizerrekord steht seit dem letzten Jahr bei 10,11 Sekunden. «Jetzt ist der Hunderter fällig», kündet Alex deshalb an.
Schon am Mittwochabend, wenn er bei seinem letzten Wettkampf vor der Berliner EM in Bellinzona gegen die ins Alter gekommenen Big Shots Asafa Powell (Jam) oder Justin Gatlin (USA) rennt? «Ich will es versuchen. Die Müdigkeit nach den Schweizermeisterschaften sollte bis zum Tessiner Auftritt mindestens weg sein.»
Ein kleines Problem ortet Wilson allenfalls beim Start. «Zu Beginn der Saison habe ich mich in den Blöcken sehr sicher gefühlt. Wir hatten damals im Training sehr viel daran gearbeitet.» Seither ist diese Sicherheit ein bisschen abhanden gekommen. «Nach einigen Fehlstarts habe ich auch in Zofingen am Start nicht mehr alles riskiert.» Aber bis Berlin soll dieses Manko dann endgültig weg sein. «Mein Coach aus England kommt ab Sonntag wieder zu mir nach Basel. Dann arbeiten wir bis zur EM noch einmal konzentriert am Start.»
Aber wovon träumt Alex Wilson denn für seinen 100er? «Ich will die 10-Sekunden-Marke einmal knacken», sagt er. Wie das mit solchen Schallmauern geht, hat Mujinga Kambundji dem Basler in Zofingen ja schon einmal vorgemacht. Die Bernerin hat mit ihren 10,95 die magische 11er-Grenze der Frauen gesprengt. Auch Mujinga ist am Mittwoch in Bellinzona am Start.