Das Prozedere ist eigentlich klar – wer bei der WM in Peking Gold gewinnt, der lässt sich nach dem Coup auf der Ehrenrunde im Stadion von den 50000 erstmal mächtig feiern. Vielen Champions bleiben gerade diese Emotionen immer in Erinnerung.
Wayde van Niekerk wird dieses Erlebnis fehlen. Dabei hat er am Mittwoch im 400-m-Final der Männer wohl für die bisher grösste Sensation der Pekinger WM gesorgt – nicht primär, weil der 23-jährige Südafrikaner Gold gewann, sondern vor allem mit seiner Siegerzeit: 43,48 Sekunden.
Schneller sind in der Leichtathletik-Geschichte erst drei Läufer um die Stadionrunde gestürmt. Michael Johnson beim Weltrekord (43,18), Butch Reynolds, Johnsons Weltrekord-Vorgänger, mit 43,29 vor 27 Jahren im Letzigrund und Jeremy Wariner (43,45). Alles Amis.
In Peking hat Van Niekerk die US-Viertelmeiler enthront und dafür den letzten Tropfen Energie aus seinem Körper gekitzelt.
Anstatt sich auf der Ehrenrunde feiern zu lassen, wird der Gold-Läufer auf der Bahre aus dem Stadion getragen, nach Erste-Hilfe-Versorgung vor Ort bereits an Schläuche gehängt. Van Niekerk landet in der Notfall-Station einer Pekinger Klinik.
Zum Glück hat er sich rasch erholt und ist für die Siegerehrung am Donnerstagnachmittag wieder bei Sinnen. «Nach zwei Stunden konnte er das Spital wieder verlassen», meldet der südafrikanische Verband.
«Wayde war nach seinem Traumlauf einfach total erschöpft. Aber er ist wieder in Ordnung.» In der Nacht auf Samstag geht der neue 400-m-Weltmeister mit seinen Teamkollegen der 4x400-m-Staffel bereits wieder an seine Leistungsgrenze.