Eklat bei der Judo-WM. Saeid Mollaei, 2018 noch Weltmeister bis 81 kg, hat wegen Drucks seines Verbandes den Halbfinal gegen Matthias Casse absichtlich verloren. Wie der Iraner selber berichtet, wollte der Verband verhindern, dass er im möglichen Final nicht gegen den Israeli Sagi Muki antritt. Die beiden Länder sind politisch verfeindet.
Familie in Teheran bedroht
«Ich habe hundertprozent absichtlich verloren», sagte der 27-Jährige dem in London beheimateten TV-Sender Iran International. Der Vorsitzende des Olympischen Komitees (Salehi Amiri) und der Sportminister (Mohammad Reza Davarzani) hätten es in Auftrag gegeben. Offenbar wurde sogar seine Familie in Teheran bedroht.
Mollaei hat nun Asyl in Deutschland beantragt. Dies teilt Marius Vizer, der Präsident des Judo-Weltverbandes IJF, der japanischen Zeitung Asahi Shimbun am Rande der WM in Tokio mit. Mollaei hält sich offenbar in Deutschland auf. «Ich hatte ein deutsches Visum, und ich bin in Deutschland, um mich von den Gerüchten fernzuhalten», sagt Mollaei.
Vizer stellt sich hinter den Athleten und gibt ihm die Möglichkeit in Aussicht, bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio antreten zu können. «Es ist unsere Aufgabe, die Sportler zu schützen. Das ist ganz klar», sagt der Österreicher. Vizer werde sich beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) dafür einsetzen, dass Mollaei im Flüchtlingsteam starten dürfe.
Sanktionen durch Weltverband möglich
Der Weltverband werde in der kommenden Woche zudem untersuchen, inwieweit Mollaei und dessen in Teheran lebende Familie von politischer Seite bedroht worden seien.
Dann werde man auch entscheiden, ob der iranische Judo-Verband sanktioniert werde. «Wir haben Regeln. Alles muss im Einklang mit den Statuten des internationalen Verbandes und mit der Olympischen Charta geschehen», sagte Vizer. Manche Länder hätten andere Regeln, diese könnten sie in ihren Ländern auch anwenden, «aber nicht bei einem internationalen Sportereignis», so Vizer. (sid/sme)