Das Jahr 2014 geht als äusserst erfolgreiches in die deutsche Sportgeschichte ein.
Die Jungs von Jogi Löw schrieben in Brasilien ein Sommermärchen, holten in überzeugender Manier den Titel an der Fussball-WM. Und: An den Olympischen Spielen in Sotschi jubelten die Deutschen über 19 Medaillen, darunter acht Goldene.
Sportler des Jahres wird aber ein Diskus-Werfer. Robert Harting kürt sich im August im Zürcher Letzigrund zum Europameister. Mit Harting triumphiert notabene der Mann, der den Titel schon 2012 und 2013 einheimste.
Ein Entscheid, den Sport-Deutschland nicht nachvollziehen kann – nicht einmal der gekrönte Athlet selber.
Harting: «Ich muss mich bei meinen Wintersport-Kollegen entschuldigen, dass ich in einem olympischen Wintersportjahr gewonnen habe. Ich denke, Olympiasiege toppen eigentlich EM-Titel. Die Jungs haben da Gold geholt, umso schlimmer ist es, dass ich da vorne stehe.»
Die im März zurückgetretene Ski-Fahrerin Maria Höfl-Riesch, die an derselben Gala zur Sportlerin des Jahres ausgezeichnet wurde, findet noch deutlichere Worte.
«Ich finde es bedenklich, dass ein Europameister aus dem Sommer anscheinend mehr Wert ist als ein Olympiasieger aus dem Winter. Das finde ich für den Wintersport sehr traurig, ein Armutszeugnis.»
Die Wahl zu Deutschlands bestem Sportler findet nicht wie in der Schweiz im Rahmen einer Publikumswahl statt, sondern eine Fach-Jury von 1200 Sportjournalisten entscheidet, wer gekrönt wird und wer nicht.
Dass der Entscheid schliesslich auf Harting fiel, dürfte auch mit dessen Persönlichkeit zusammenhängen. Der Diskus-Werfer wies 2014 wiederholt auf Fehlentwicklungen im deutschen Sport hin und bekam von der Öffentlichkeit mehrheitlich Zustimmung. (rab)