«Politik muss Profi-Sport endlich ernst nehmen!»
2:31
Am Ball mit Böni:«Politik muss Profi-Sport endlich ernst nehmen!»

Heute tagt der Bundesrat
Rettet den Profisport!

Auch der Sport ist in Geiselhaft von Corona. Wie geht es weiter? Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser.
Publiziert: 29.04.2020 um 02:40 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2020 um 13:12 Uhr
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BLICK-Chefredaktor Sport, Felix Bingesser.
Foto: Shane Wilkinson
Felix Bingesser

Wird der 29. April 2020 zu einem Schicksalstag? Wird der in der Coronakrise stiefmütterlich behandelte Sport ebenfalls aus der Geiselhaft entlassen, obwohl man ihn ja immer gerne als «nicht systemrelevant» bezeichnet?

Im Freizeitsport wird alles, was ohne Körperkontakt ist, wohl sehr bald wieder möglich sein. Alles andere wird weiter verboten bleiben. Amateurfussballer aus unteren Ligen werden noch lange auf Normalität hoffen müssen.

Im Profibereich geht es ums nackte Überleben. Der FC Basel wehrt sich gar gegen Geisterspiele, weil sie aus seiner Perspektive mehr kosten als ein Abbruch der Saison. Und dem einst so stolzen Klub vom Rheinknie das Wasser schon jetzt bis zum Hals steht.

Da ist es schon fast zynisch, wenn Matthias Remund, der Direktor des Bundesamtes für Sport, in der Sonntagspresse flapsig trompetet: «Wer Millionen will, muss die Hosen runterlassen.» Um dann doch versöhnlich und grossmännisch anzufügen: «Wir geben Sauerstoff, damit sie nicht sterben.»

Wir? Ist damit der Bundesrat oder das Bundesamt für Sport gemeint? Sind jetzt alle notleidenden Branchen demütige Bittsteller in Bern? Natürlich nicht. Eine einzige Lektion in Staatskunde genügt: Niemand muss sich beim Bund für die Unterstützung bedanken. Es wird nur unser eigenes Geld verteilt. Das Steuergeld der Büezer und der Fussball- und Eishockeyfans! Ihre Meinung zählt.

Der Fluggesellschaft Swiss fehlen die Passagiere. Dem Sport die Zuschauer. Die Swiss muss mit einem Milliardenbetrag gerettet werden. Rückzahlbar nur, wenn wieder saftige Gewinne eingeflogen werden.

Und beim professionellen Sport? Dort soll man erst mal die Hosen runterlassen. Dann gibts von Herrn Remund vielleicht einen Kredit. Obwohl mittlerweile auch jedermann klar ist, dass ein Kredit kaum hilft.

Denn Gewinne, um allfällige Überbrückungskredite zurück zu zahlen, können kaum erwirtschaftet werden. Denn der professionelle Mannschaftssport lebt schon jetzt vom Mäzenentum. Darum gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder spricht man gewisse Beträge zur Überbrückung A-fonds-perdu, also nicht rückzahlbar.

Oder der Schweizer Profisport backt in Zukunft ganz kleine Brötchen und verliert international den Anschluss. Und selbst in diesem Fall dürfte der eine oder andere Konkurs unvermeidbar sein.

Das fordern unsere Sport-Bosse

Heinrich Schifferle, Präsident Swiss Football League
«Müssen die Klubs für eine längere Zeit ohne Zuschauer im Stadion auskommen, gerät der gesamte Schweizer Fussball in akute Gefahr. Von einem funktionierenden Profibetrieb hängen alle anderen Institutionen und Bereiche wie die Nationalmannschaft, der Frauenfussball, aber auch die Junioren und der Breitensport direkt oder indirekt ab. Die Corona-Krise bedroht den Schweizer Fussball in seiner Existenz. Aus diesem Grund sind die Klubs in dieser schwierigen Phase auf die Solidarität des gesamten Umfelds angewiesen. Aber sie können am Ende ohne staatliche Liquiditätshilfe nicht überleben! Deshalb setzt sich die SFL für den Aufbau eines durch den Bund verbürgten Finanzstabilisierungsfonds für den Gesamtfussball ein, um unbürokratisch die wirtschaftliche Fortführung des Spitzenfussballs in der Schweiz zu sichern und den Zusammenbruch der Nachwuchsarbeit in den Regionen zu verhindern.»

Peter Zahner, CEO ZSC Lions
Ich erhoffe mir eine Perspektive. Was jetzt in der Wirtschaft geschieht, mit einem sukzessiven Plan zurück zur Normalität, muss auch im Sport möglich sein. Das Mannschaftstraining sollte so schnell wie möglich und unter Einhaltung aller Empfehlungen und Vorgaben wieder aufgenommen werden. Zudem erhoffe ich mir, dass die Aussicht besteht, im September in die neue Saison starten zu können. Und zwar mit Zuschauern. Das ist das Einzige, was uns hilft und ist überlebenswichtig. Nicht nur für die ZSC Lions. Ohne Zuschauer brechen auch die wichtigen Gastronomieeinnahmen weg. Es wäre das Todesurteil eines jeden Profivereins. Leider scheinen mir im Moment all die Kritiker, Warner und Schwarzmaler die Überhand zu haben. Das schürt immer wieder neue Verunsicherung. Ich wünsche mir, dass dem Sport jene Bedeutung zugemessen wird, die er aufgrund seiner volkswirtschaftlichen Wichtigkeit auch verdient.

René Stammbach, Chef Swiss Tennis
Ich erwarte heute vom Bundesrat in erster Priorität, dass dieser zu seiner Ankündigung steht. Demnach sollten in der ersten Hälfte des Monats Mai die Pforten für diejenigen Breitensportarten geöffnet werden, welche die notwendigen Kriterien der Schutz-Konzepte einhalten können, die heute validiert werden sollten. Das Tennis ist eine dieser Sportarten, die bedenkenlos ausgeführt werden kann. In einer nächsten Öffnungs-Phase erhoffe ich mir die Wiederaufnahme des Turnierbetriebs in allen Ligen. Das könnte schrittweise in Einzel- und Doppel-Konkurrenz vollzogen werden. Die Öffnung der Club-Restaurationen werden sich wohl nach den Bundes-Entscheiden für die Gastronomie in der Schweiz richten. Auch dafür haben wir bereits ein Schutzkonzept ausgearbeitet. Zwar gibt es das 100-Millionen-Hilftspaket, mit dem der Bund den professionellen Sport vor der Zahlungsunfähigkeit bewahren will. Aber um davon zu profitieren, werden wir die Kriterien wohl nicht erfüllen.

Jürg Stahl, Präsident Swiss Olympic
Wir haben dem Bundesrat sämtliche Argumente geliefert, damit Sportarten, bei denen die vorgegebenen Hygienevorschriften umgesetzt werden können, früher als ursprünglich vorgesehen wieder ausgeübt werden dürfen. Im Weiteren habe ich Massnahmen eingeleitet, wie wir auf strategischer sowie operativer Ebene die nächsten Etappen angehen werden. Die schrittweise Lockerung in Sachen Sport soll kontinuierlich weitergehen. Immer in Abstimmung mit den jeweils geltenden Hygiene- und Schutzmassnahmen. Der Bund hat in einem ersten Schritt sehr rasch 50 Mio. Franken für den Spitzensport und 50 Mio. für den Breitensport gesprochen. Dafür sind wir im Namen aller Sportverbände und Veranstalter dankbar. Ich gehe heute davon aus, dass zusätzliche Mittel nötig sein werden. Dies hängt jedoch eng mit der epidemiologischen Situation und den damit verbundenen Entscheiden des Bundesrats zusammen.

Heinrich Schifferle, Präsident Swiss Football League
«Müssen die Klubs für eine längere Zeit ohne Zuschauer im Stadion auskommen, gerät der gesamte Schweizer Fussball in akute Gefahr. Von einem funktionierenden Profibetrieb hängen alle anderen Institutionen und Bereiche wie die Nationalmannschaft, der Frauenfussball, aber auch die Junioren und der Breitensport direkt oder indirekt ab. Die Corona-Krise bedroht den Schweizer Fussball in seiner Existenz. Aus diesem Grund sind die Klubs in dieser schwierigen Phase auf die Solidarität des gesamten Umfelds angewiesen. Aber sie können am Ende ohne staatliche Liquiditätshilfe nicht überleben! Deshalb setzt sich die SFL für den Aufbau eines durch den Bund verbürgten Finanzstabilisierungsfonds für den Gesamtfussball ein, um unbürokratisch die wirtschaftliche Fortführung des Spitzenfussballs in der Schweiz zu sichern und den Zusammenbruch der Nachwuchsarbeit in den Regionen zu verhindern.»

Peter Zahner, CEO ZSC Lions
Ich erhoffe mir eine Perspektive. Was jetzt in der Wirtschaft geschieht, mit einem sukzessiven Plan zurück zur Normalität, muss auch im Sport möglich sein. Das Mannschaftstraining sollte so schnell wie möglich und unter Einhaltung aller Empfehlungen und Vorgaben wieder aufgenommen werden. Zudem erhoffe ich mir, dass die Aussicht besteht, im September in die neue Saison starten zu können. Und zwar mit Zuschauern. Das ist das Einzige, was uns hilft und ist überlebenswichtig. Nicht nur für die ZSC Lions. Ohne Zuschauer brechen auch die wichtigen Gastronomieeinnahmen weg. Es wäre das Todesurteil eines jeden Profivereins. Leider scheinen mir im Moment all die Kritiker, Warner und Schwarzmaler die Überhand zu haben. Das schürt immer wieder neue Verunsicherung. Ich wünsche mir, dass dem Sport jene Bedeutung zugemessen wird, die er aufgrund seiner volkswirtschaftlichen Wichtigkeit auch verdient.

René Stammbach, Chef Swiss Tennis
Ich erwarte heute vom Bundesrat in erster Priorität, dass dieser zu seiner Ankündigung steht. Demnach sollten in der ersten Hälfte des Monats Mai die Pforten für diejenigen Breitensportarten geöffnet werden, welche die notwendigen Kriterien der Schutz-Konzepte einhalten können, die heute validiert werden sollten. Das Tennis ist eine dieser Sportarten, die bedenkenlos ausgeführt werden kann. In einer nächsten Öffnungs-Phase erhoffe ich mir die Wiederaufnahme des Turnierbetriebs in allen Ligen. Das könnte schrittweise in Einzel- und Doppel-Konkurrenz vollzogen werden. Die Öffnung der Club-Restaurationen werden sich wohl nach den Bundes-Entscheiden für die Gastronomie in der Schweiz richten. Auch dafür haben wir bereits ein Schutzkonzept ausgearbeitet. Zwar gibt es das 100-Millionen-Hilftspaket, mit dem der Bund den professionellen Sport vor der Zahlungsunfähigkeit bewahren will. Aber um davon zu profitieren, werden wir die Kriterien wohl nicht erfüllen.

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