«Ich sehe durch Gitterstäbe hindurch und realisiere, wie ich mir mein Leben verbaut habe. Es ist schwierig, mich selber zu verstehen. Es gibt keine Entschuldigung. Weder der Sport, noch die Arbeitszeiten oder die Einsamkeit, in der ich oft gelebt habe, sind verantwortlich für das, was geschehen ist.»
Diese Sätze sagte Mischa Ebner im November 2002 zum «Sportmagazin». Drei Monate zuvor hatte der Waffenläufer in Niederwangen BE eine 20-jährige Maturandin mit einem Messer tödlich verletzt. Und drei Wochen nach diesen Worten erhängte er sich im Regionalgefängnis Thun.
Wunden aus der Kindheit verheilten nie
Die Taten des Mischa Ebner bewegten vor 18 Jahren die Schweiz. Der damals 27-Jährige gehörte zu den besten Waffenläufern des Landes. Seine Sportkollegen schwärmten vom umgänglichen und flotten Mann. Sein Arbeitgeber lobte den Koch als «der Beste, den wir je eingestellt haben». Seine Freundin sprach von einer harmonischen Beziehung.
«Ich konnte durch meinen Sport sehr viel überschüssige Energie abbauen. Rückblickend habe ich dadurch wohl auch meine Probleme verdrängt. Ich war sehr ausgefüllt mit meinem Sport. Und trotzdem nicht richtig glücklich. Meine sportlichen Ziele zu erreichen, bedeutete mir enorm viel, da ich dadurch etwas gehabt habe, woran ich mich halten konnte.»
In seinem Innersten aber brodelte es gewaltig. Ebner litt unter seiner verpfuschten Kindheit. Als Mischa vier Jahre alt war, wurden er und sein Bruder adoptiert. Sie wurden zuvor verwahrlost aufgefunden und waren in ihrer Entwicklung stark rückständig.
«Ich bin total überfordert mit der Situation»
Als Mischa mit 23 Jahren den legendären Frauenfelder Waffenlauf gewann, schien die Welt in Ordnung zu sein. Doch wenige Tage später beging sein Bruder Selbstmord. Das Unheil nahm seinen Lauf.
Mit Kontaktanzeigen und Zetteln an Pin-Wänden köderte er potenzielle Opfer. Drei Wochen nach dem Mord an der Maturandin wurde der sogenannte «Mitternachts-Mörder» verhaftet. Bei der Befragung gab er alles zu und gestand weitere 29 Delikte.
«Klar denke ich an die Opfer und an die Angehörigen. Ich bedauere sehr, was passiert ist. Gerne würde ich es ungeschehen machen. Aber das ist leider unmöglich. Die Verantwortung trage ich allein als Mensch und auch ich allein muss dafür gerade stehen. Ich habe grosse Probleme, die Kraft zum Weiterleben zu finden und einen Sinn in meinem Leben zu erkennen. Ich bin total überfordert mit der Situation. An die Zukunft zu denken, fällt mir schwer.»
Ebner sah nur noch einen Ausweg: Selbstmord. Am 24. November 2002 knüpfte er sich mit einem weissen Leintuch einen Strick und erhängte sich am Zellenfenster.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
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