Heinz Pütz (1938–2007)
Wegen des Lispelns bot er Beat Breu das Du an

Er war «Mister Sportpanorama», Bob-Experte und Hobby-Golfer. Dass es Heinz Pütz aber vor die TV-Kameras schaffte, hatte er einem Zufall zu verdanken.
Publiziert: 13.07.2023 um 20:38 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2023 um 14:30 Uhr
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Weil er über 500-mal das «Sportpanorama» moderierte, erhielt er den Spitznamen «Mister Sportpanorama».
Foto: unbekannt
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Daniel LeuStv. Sportchef

Sein erster Auftritt vor der Kamera kam aus dem Nichts. Weil der damalige Sportchef Dr. Beat Tschanz 1968 kurz vor der Sendung plötzlich unpässlich war, drückte dieser Heinz Pütz die Textkarten in die Hand und sagte nur: «Pudern Sie sich die Nase und setzen Sie sich vor die Kameras.»

Der Sportmoderator Pütz, er ward geboren. Es war der Startschuss zu einer furiosen Karriere. Als der gebürtige Zürcher Oberländer drei Jahrzehnte später in Pension ging, hatte er rund 500-mal das «Sportpanorama» (das brachte ihm den Spitznamen «Mister Sportpanorama» ein) und rund 800-mal «Sport am Wochenende» moderiert und sich einen Namen als Bob-, Golf- und Tennis-Kommentator gemacht, aber auch als TV-Produzent der Tour de Suisse.

Als Pütz auf den Putz gehauen wurde

Insgesamt brachte er es auf mehr als 2150 Moderationen. «Das dürfte wohl Rekord sein», sagte Pütz 1995, «das ist aber kein Verdienst, sondern eine reine Alterserscheinung.» Wer so lange beim Fernsehen arbeitete, der hatte auch die eine oder andere Anekdote zu erzählen.

Planica 1972: In Slowenien gewann Walter Steiner seinen ersten Skiflug-WM-Titel. Zur grossen Überraschung der Organisatoren, denn die Blasmusiker kannten die Schweizer Nationalhymne nicht. «Drei Schweizer TV-Reporter und Blick-Reporter Erwin Brazerol sangen dem Dirigenten mehrfach die Hymne vor, wieder und wieder, der schrieb die Noten nieder, und zwei Stunden später spielte die Musik perfekt zu Ehren von Walter Steiner», erinnerte sich Pütz später.

Nordische Ski-WM 1985: Damals waren die aktuellen Weltcup-Leader mit goldenen Startnummern unterwegs. Doch Pütz hatte das offensichtlich vergessen und forderte deshalb während eines Langlaufrennens lautstark und mehrmals, man möge doch diesen Skitouristen sofort von der Strecke holen, wie er einst der «SonntagsZeitung» verriet. «Wenigstens sagte ich auch: Der läuft noch gut.»

Das sagt TV-Legende Beni Thurnheer über Heinz Pütz

«Heinz war Mister Sportpanorama, und als Bob-Kommentator hatte er das grosse Glück, dass er während Jahrzehnten stets grosse Erfolge vermelden durfte. Er war ein unbestrittener, angenehmer und beliebter Kollege.

Von ihm habe ich die sogenannte sanfte Pensionierung gelernt. Gegen Ende seiner TV-Karriere gab er eine Sportart nach der anderen ab und hatte so einen fliessenden Übergang ins Rentnerleben. Ich machte das später genauso.»

«Heinz war Mister Sportpanorama, und als Bob-Kommentator hatte er das grosse Glück, dass er während Jahrzehnten stets grosse Erfolge vermelden durfte. Er war ein unbestrittener, angenehmer und beliebter Kollege.

Von ihm habe ich die sogenannte sanfte Pensionierung gelernt. Gegen Ende seiner TV-Karriere gab er eine Sportart nach der anderen ab und hatte so einen fliessenden Übergang ins Rentnerleben. Ich machte das später genauso.»

Beat Breu: Der Legende nach hat es Pütz immer gestört, wenn ihn der damalige Velo-Star mit zweifachem Lispeln begrüsst hat: «Grüezi, Herr Pütz.» Deshalb habe er ihm das Du angeboten. Dies habe es aber nicht besser gemacht, denn fortan sagte Breu immer «Sali Heinz».

Wrestling: In einer Spezialsendung übers Wrestling wurde Pütz so richtig auf den Putz gehauen. «Den beiden Zwei-Meter-Wrestlern passten meine kritischen Fragen nicht. Um mir zu demonstrieren, dass selbst das Hinfallen nicht harmlos ist, warfen sie mich gemeinsam aus dem Ring.» Zurück blieben ein paar blaue Flecken.

Bewegender Moment mit Elio de Angelis

Wer heute an legendäre Tennis-Momente im Schweizer Fernsehen denkt, der denkt an das Duo Stefan Bürer/Heinz Günthardt zurück, doch als der ehemalige Tennis-Profi Ende der 80er-Jahre Co-Kommentator wurde, war dies an der Seite von Heinz Pütz. «Mit Günthardt im Rücken kann man nicht abstürzen», erzählte Pütz damals. «Wir verstehen uns blind, und ich habe mit ihm eine neue Art des Kommentierens kennengelernt.»

Als Pütz dann gegen Ende seiner Karriere kürzertrat, übernahm Bürer seinen Tennis-Job, und das kongeniale Zweierteam Bürer/Günthardt machte sich auf, Kult zu werden.

1999 beendete Pütz mit 60 seine TV-Karriere frühzeitig, auch weil er die ersten 15 Jahre freier Mitarbeiter war und daneben zu 100 Prozent als Kaufmann in einem Baugeschäft gearbeitet hatte. «Nur deshalb kann ich mir finanziell die Frühpensionierung leisten.»

Nach seinem TV-Rückzug pendelte der Hobby-Golfer (Handicap 13) zwischen seinen Wohnorten Pfäffikon SZ und Florida und wollte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, weil «sie kam lange genug viel zu kurz». 2007 starb er im Alter von 69 Jahren nach kurzer Krankheit. 

Dass das Leben von heute auf morgen vorbei sein kann, erlebte er schon als Moderator. 1986 trat der Formel-1-Fahrer und begnadete Pianist Elio de Angelis bei Pütz im «Sportpanorama» auf und spielte vor den Kameras Klavier. Einen Monat später verunglückte er bei Testfahrten in Le Castellet tödlich. «Das war das bewegendste Erlebnis meiner TV-Karriere», sagte Pütz damals.

Mögen sich Pütz und De Angelis im Himmel wiedergetroffen haben.

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