Wer sind in Zukunft unsere Nati-Pfeiler?
Die meisten erfolgreichen Handball-Teams sind auf einer starken Achse aus Torhüter, Deckungschef und Spielmacher aufgebaut. Nati-Goalie Nikola Portner (26) hat in zwei von drei EM-Spielen bewiesen, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. Abwehrchef Samuel Röthlisberger (23) wird eine grosse Bundesliga-Karriere vorausgesagt. Aufgrund seiner ruhigen Art und unspektakulären Rolle ist der Stuttgart-Profi wohl der am meisten unterschätzte Schweizer dieser EM. Anders siehts im Angriff aus: Wer einst das riesige Erbe Andy Schmids im Rückraum antreten wird, ist noch nicht absehbar.
Was macht Andy Schmid?
Sein Vertrag bei den Rhein-Neckar Löwen läuft noch bis 2022. Bis dann will der 36-Jährige auch der Nati treu bleiben. Was folgt, ist offen. Schmid hat aber stets betont, dass er dem Schweizer Handball etwas zurückgeben möchte. Dies wird er nach der EM in zwei Jahren ziemlich sicher nicht mehr als Spieler tun.
Was fehlt uns noch bis zur Weltspitze?
Eine ganze Menge. Das haben die EM-Spiele gegen Schweden (21:34) und Slowenien (25:29) gezeigt. Slowenien-Trainer Ljubomir Vranjes meint zum Unterschied zwischen den Schweizern und seinem Team: «Alle meine Spieler treffen für Topklubs wie Kiel oder Veszprem wichtige Entscheidungen. Das macht das Trainer-Leben einfach.» Diese Breite hat die Schweiz nicht. Zudem fehlt der Nati auf diesem Niveau etwas die Cleverness und die Präzision. Die Selbstverständlichkeit von vor dem Turnier war an der EM plötzlich weg.
Wann gelingt uns wieder ein Resultat wie der vierte WM-Platz 1993?
Vielleicht gar nie. Wer immer noch die heutige Nati mit jenem Team um Marc Baumgartner vergleicht, hat nicht verstanden, welche Entwicklung der Sport seither gemacht hat. Mit Halbprofis wie in den 90er Jahren lässt sich heute kein Blumentopf mehr gewinnen. Die Schweiz bräuchte 20 Profis im Ausland, um je wieder in die Nähe eines solchen Resultats zu kommen.
Welches sind die nächsten Nati-Termine?
Mitte April steht für die Schweiz die erste von zwei Playoff-Runden zur WM 2021 in Ägypten auf dem Programm. Die Paarungen werden erst nach dem EM-Final ausgelost. Da nur 13 europäische Teams an die WM fahren, droht in der zweiten Playoff-Runde im Juni ein richtiger Brocken als Gegner. Realistischer als eine WM-Teilnahme ist deshalb die Qualifikation für die EM 2022 in Ungarn und der Slowakei.