Es ist eine unfassbare Szene, die sich am Freitagabend im Handball-Spitzenspiel zwischen Kriens-Luzern und den Kadetten Schaffhausen abspielt: In der 36. Minute trifft Schaffhausens Nationalspieler Max Gerbl zum 16:13 für die Gäste. Die beiden Schiedsrichter Brunner/Salah geben das Tor, die Krienser spielen normal wieder an.
So weit, so gut. Nur: Das Kadetten-Tor wird nirgendwo gezählt. Sowohl auf der Anzeigetafel in der Krauerhalle, als auch im TV-Bild und im Liveticker bleibt das alte Resultat von 13:15 stehen. Nicht einmal der Verbands-Delegierte oder das Schiri-Duo bemerken das Versäumnis.
Fünf Personen, keiner merkts
Die Sache wird umso brisanter, weil das Spiel - ohne Gerbls korrekten Treffer - mit 24:24 endet. Dem Tabellenführer wird also nicht nur ein Tor, sondern auch ein Punkt geklaut. Die Krienser kommen ihrerseits zu einem Gratis-Zähler im Fernduell mit Pfadi Winterthur um Platz zwei.
Erstaunlich ist, dass nicht weniger als fünf Personen das korrekte Resultat im Griff haben sollten: der Betreuer des Livetickers, der für die Spieluhr verantwortliche Zeitnehmer, Roger Felder als Delegierter des SHV und das Schiri-Gespann Brunner/Salah, das als EM- und WM-Teilnehmer zur Elite der Unparteiischen gezählt wird.
Obwohl die Schaffhauser schon während des Spiels reklamieren, ist sich aus diesem Quintett offenbar niemand eines Fehlers bewusst. Erst nach Konsultation der TV-Bilder sieht der SHV-Delegierte Felder seinen Fauxpas ein und entschuldigt sich bei den Kadetten. Die beiden Schiedsrichter waren auf BLICK-Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit.
Kadetten verzichten auf Protest
Ein direktes Nachspiel wird der Tor-Klau von Kriens indessen keines haben. Denn: Die Schaffhauser verzichten darauf, innerhalb der notwendigen Frist von drei Tagen einen offiziellen Protest einzulegen. Das Abwägen von Kosten und Nutzen habe zu diesem Entscheid geführt, sagt Kadetten-Sportchef David Graubner. «Eine Wiederholung des Auswärtsspiels ist immer mit einem finanziellen Aufwand verbunden. Zudem wäre es so kurz vor den Playoffs auch physisch eine zusätzlich Belastung», so Graubner. Trotz des geklauten Punkts beträgt der Schaffhauser Vorsprung auf Verfolger Kriens-Luzern übrigens immer noch sechs Zähler.