Wer hätte gedacht, dass Zebras einmal Löwen jagen? Was in der Tierwelt undenkbar ist, galt bislang auch in der deutschen Bundesliga als «unnatürlich». Der Gejagte war immer Serienmeister THW Kiel, genannt die «Zebras». Der Jäger Nummer 1 waren in den letzten Jahren die Rhein-Neckar Löwen. Erfolglos – wenn man das nach zwei Vizemeisterschaften so nennen darf.
Doch diese Saison hat sich das Blatt gewendet. «Wir hatten einen genialen Saisonstart, und dass wir nach 10 Spieltagen 6 Punkte vor Kiel liegen, hätte niemand erwartet», sagt Löwen-Spielmacher Andy Schmid (32). Die Rolle des Gejagten nehmen er und sein Team gerne an. «Diese Saison wollen wir unbedingt den Meistertitel. Das Polster dürfen wir einfach nicht aus der Hand geben, auch wenn die Saison noch lang ist.»
Der 24:20-Sieg im direkten Duell mit Kiel vor zwei Wochen hat das Selbstbewusstsein der Löwen noch einmal enorm gesteigert. Zudem ist man in der Champions League klar auf Kurs Richtung Playoffs. Die einzige Saison-Niederlage wurde sogar bewusst in Kauf genommen, als man in Skopje einige Stammspieler schonte. «Ich verliere lieber mal ein Champions-League-Spiel als zwei Punkte in der Bundesliga, die uns teuer zu stehen kommen können», sagt Schmid.
Dass sein Team heute in Kristianstad (Sd) Federn lässt, ist dennoch nicht zu erwarten. Dort ist man klarer Favorit und kann mit einem Sieg die Tabellenspitze übernehmen. Drei Tage später gehts in der Bundesliga weiter – gegen Verfolger Wetzlar. «Der 3-Tage-Rhythmus ist hart – und ein Nachteil. Vor allem, wenn wir in der Champions League auf ausgeruhte Topteams treffen», so der Luzerner.
Deshalb sehnt er den November herbei, wo 10 spielfreie Tage anstehen. Zwar wäre in dieser Zeit ein Nati-Zusammenzug an einem Turnier in Tunesien. «Aber ich habe mit dem Trainer besprochen, dass ich da fehle. Ich brauche mal eine Pause.»
Ganz frei hat Schmid dennoch nicht. Am 6. November ist er beim Super-10-Kampf der Sporthilfe in Zürich dabei. «Das mache ich gerne. Ich freue mich schon auf entspannte Tage in der Schweiz.»