«Sabotage an unserer Sportart»
Sturmlauf gegen neue Handball-Regeln

Ausgerechnet vor den Olympischen Spielen führt der internationale Handballverband neue Regeln ein. Dieses Vorgehen stösst auf massive Kritik.
Publiziert: 12.07.2016 um 22:27 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2019 um 08:25 Uhr
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Europameister Dagur Sigurdsson hadert mit dem Zeitpunkt der Regel-Revolution.
Foto: KEY

Gleich fünf neue Regeln hat der internationale Handballverband per 1. Juli eingeführt (siehe Kasten unten). Und dies, obwohl die Reform ursprünglich erst für Juli 2017 geplant war.

Das Vorpreschen kommt in der Handball-Szene nicht gut an. «Es ist ein etwas komischer Zeitpunkt für diese Änderungen mit den Olympischen Spielen vor der Brust», sagt etwa Deutschlands Nationaltrainer Dagur Sigurdsson. 

«Es ist besser, wenn man bei solchen Änderungen zuerst zurücklehnen und schauen kann», erklärt der Isländer. Dies sei mit dem anstehenden Olympia-Highlight nun nicht möglich.

Stein des Anstosses ist aber nicht nur der Zeitpunkt der Reform, sondern auch die neuen Regeln per se. «Sie wurden in der isländischen Liga getestet – alles andere als erfolgreich», sagt Alfred Gislason. Vor allem die Änderungen bezüglich des siebten Feldspielers sind dem Erfolgstrainer des Bundesliga-Krösus' THW Kiel ein Dorn im Auge.

«Der Spieler, der am nächsten zur Bank steht, kann sofort wieder ausgetauscht werden. Alle Teams werden mit zwei Kreisläufern und zwei Aussen spielen. Das macht es fast unmöglich, offensiv zu decken», kritisiert Gislason im Interview mit den «Kieler Nachrichten».

Auch die neue Zeitspiel-Regel hält der dreifache Champions-League-Sieger für «absurd». Wann das Warnzeichen erfolge, liege nämlich immer noch im Ermessen der Schiedsrichter. Der 56-Jährige würde eine Wurfuhr bevorzugen, wie man sie beispielsweise beim Basketball kennt. 

Gislasons Fazit fällt dementsprechend vernichtend aus: «Insgesamt sehe ich eine Sabotage an unserer Sportart.»

Berechtigte Kritik oder nur Schwarzmalerei? Die Handball-Fans erfahren es spätestens ab dem 7. August. Dann beginnt in Rio das olympische Handball-Turnier. (cmü)

Das sind die neuen Handball-Regeln:

Siebter Feldspieler
Wird der Torhüter durch einen siebten Feldspieler ersetzt, so muss dieser nicht mehr zwingend mit einem andersfarbigen Leibchen gekennzeichnet werden. Dementsprechend kann neu jeder Feldspieler wieder durch den Torhüter ausgewechselt werden. Ein Feldspieler kann aber nur dann anstelle des Keepers ins Tor stehen, wenn er auch das entsprechende Leibchen trägt.

Zeitspiel
Gibt der Schiri das Zeichen für passives Spiel, dann muss nach maximal sechs Pässen der Abschluss erfolgen.

Blaue Karte
Die Blaue Karte kann nach einer Roten Karte zusätzlich gezeigt werden. Mit ihr signalisiert der Referee, dass die Aktion mit einem Bericht der Disziplinarkommission beurteilt wird. 

Verletzte Spieler
Wird ein Spieler auf dem Feld behandelt, dann muss er während den nächsten drei Angriffen seines Teams auf der Bank bleiben. Damit soll die Schauspielerei eingedämmt werden. Ausnahme: Kopftreffer des Torhüters oder wenn das Foul eine Zeitstrafe zur Folge hat.

Die letzten 30 Sekunden
Eine grobe Regelwidrigkeit in diesem Zeitraum wird mit einer Roten Karte und neu einem Siebenmeter bestraft.

Siebter Feldspieler
Wird der Torhüter durch einen siebten Feldspieler ersetzt, so muss dieser nicht mehr zwingend mit einem andersfarbigen Leibchen gekennzeichnet werden. Dementsprechend kann neu jeder Feldspieler wieder durch den Torhüter ausgewechselt werden. Ein Feldspieler kann aber nur dann anstelle des Keepers ins Tor stehen, wenn er auch das entsprechende Leibchen trägt.

Zeitspiel
Gibt der Schiri das Zeichen für passives Spiel, dann muss nach maximal sechs Pässen der Abschluss erfolgen.

Blaue Karte
Die Blaue Karte kann nach einer Roten Karte zusätzlich gezeigt werden. Mit ihr signalisiert der Referee, dass die Aktion mit einem Bericht der Disziplinarkommission beurteilt wird. 

Verletzte Spieler
Wird ein Spieler auf dem Feld behandelt, dann muss er während den nächsten drei Angriffen seines Teams auf der Bank bleiben. Damit soll die Schauspielerei eingedämmt werden. Ausnahme: Kopftreffer des Torhüters oder wenn das Foul eine Zeitstrafe zur Folge hat.

Die letzten 30 Sekunden
Eine grobe Regelwidrigkeit in diesem Zeitraum wird mit einer Roten Karte und neu einem Siebenmeter bestraft.

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