Regel-Revolution im Handball
Neue Waffe für die Zwerge

In der Schweizer Handball-Szene regiert bezüglich der Regel-Änderungen noch die Zurückhaltung. Sicher ist: Die Revolution gibt den Zwergen neue Optionen.
Publiziert: 08.09.2016 um 17:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:03 Uhr
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Attacke: Kadetten-Routinier Gabor Csaszar (Nr. 17) hofft durch die neuen Regeln auf zusätzliche Angriffsoptionen.
Foto: Keystone
Christian Müller

Ausgerechnet vor den Olympischen Spielen von Rio traten im Handball neue Regeln in Kraft. Diese stiessen international auf wenig Gegenliebe. «Die neuen Regeln nerven jetzt schon. Warum muss man unsere Sportart so verändern?», fragte sich nicht nur Deutschlands Handball-Legende Stefan Kretzschmar.

Stein des Anstosses ist vor allem, dass ein zusätzlicher Feldspieler, der den Torhüter ­ersetzt, nicht mehr wie bis ­anhin mit einem Überzieher-Leibchen gekennzeichnet werden muss. Weil so jeder Feldspieler wieder mit dem Keeper ausgewechselt werden kann, strahlt auch jeder eine echte Torgefahr aus. Die Variante mit dem siebten Feldspieler soll so zu einer neuen Waffe im Taktik-Arsenal der Trainer werden.

In der Schweiz hält sich nach dem Meisterschafts-Start die Aufregung um die vermeintliche Regel-Revolution in Grenzen. «Bis jetzt sind nur kleine Veränderungen in Unterzahl-Situationen erkennbar. Viele Teams wechseln hier einen sechsten Angreifer ein», sagt Pfadi-Trainer Adrian Brüngger. Das Risiko, nach einem Ballverlust einen Gegentreffer ins verwaiste Tor zu erhalten, sei halt sehr gross.

Ähnlich tönt es bei Thun-Coach Martin Rubin: «Während einer Zeitstrafe werden wir die neuen Möglichkeiten konsequent nutzen.» Bei Vollbestand habe er den siebten Angreifer aber noch praktisch nicht gesehen.

Eine Chance für Aussenseiter

Viel Lärm um nichts also? «Nein», sagt Kadetten-Spielmacher Gabor Csaszar. «Wenn es perfekt gespielt wird, kann der siebte Feldspieler einen grossen Unterschied machen. So haben die Dänen im Olympia-Final die favorisierten Franzosen in die Knie gezwungen.»

Csaszar kann sich gut vorstellen, dass gerade Aussenseiter vermehrt auf die neuen Mittel setzen: «In der Champions League werden wir es gegen übermächtige Gegner wie Kiel oder Barcelona sicher auch probieren.» Die Regel-Revolution gibt den Zwergen also neue Waffen gegen die Favoriten.

Brüngger teilt diese Einschätzung: «Schwächere Teams wie Aarau oder Gossau werden uns ­sicher mit dem siebten Feldspieler überraschen wollen. Das gibt unserem Sport ein zusätzliches Spannungselement.»

Ob Revolution oder nicht: Die neuen Regeln werden in den Schweizer Handball-Hallen für Gesprächsstoff sorgen.

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