«Echte Handballer schmieren sich Harz aufs Brot.» Ganz so weit wie diese bei Hobby-Handballern beliebte Facebook-Gruppe würde Simon Getzmann (25) nicht gehen. Aber auch für den Nati-Spieler gilt: Ohne Harz, kein Handball.
«Ich könnte den Ball nicht richtig kontrollieren. Jeder meiner Abschlüsse würde über dem Tor landen. Trickwürfe wie Drehbälle oder Lobs wären nicht möglich», sagt der Flügel des BSV Bern Muri.
Vor jedem Training und jedem Spiel werden deshalb Hände und Bälle mit der synthetischen Paste präpariert. Rund 40 Liter verbraucht eine NLA-Mannschaft pro Saison.
Mehr Schweiss, mehr Harz
Wie beim Nutella auf dem Brot sind auch die Harz-Präferenzen individuell. «Spieler, die stark schwitzen oder in der Deckung oft den den Gegenspieler berühren, brauchen sicher mehr davon», erklärt Getzmann. Damit der Klebstoff auch nie ausgeht, tragen manche Handballer auf ihren Schuhen kleine Harz-Depots mit.
Was für die Handballer ein Segen ist, ist aufgrund der klebrigen Rückstände auf Böden und Türfallen ein Fluch für die Hallenabwarte. Beim BSV fliesst deshalb eine dreistellige Summe jedes Mitgliederbeitrags in die Reinigung. Bis zur 2. Liga können Klubs gar ein generelles Harz-Verbot in ihren Hallen aussprechen. «Ein unglaublicher Heimvorteil», sagt Getzmann.
Putzen muss aber auch er: Einmal pro Woche reinigt der Linkshänder seinen Ball mit einem Heissluftföhn, der eigens von Torhüter-Legende Antoine Ebinger (156 Länderspiele) entwickelt wurde.
Getzmann lacht über drohendes Harz-Verbot
Nun droht der harzigen Handball-Herrlichkeit das Aus: Der umstrittene ägyptische Weltverbands-Boss Hassan Moustafa spielt mit dem Gedanken, Harz in allen Hallen dieser Welt zu verbieten. Getzmann hat für solche Ideen nur ein müdes Lächeln übrig. «99 Prozent bei uns würden ihre Karriere beenden.» Ähnlich tönt es bei Bundesliga-Star Andy Schmid.
Getzmann: «Handball ohne Harz wäre, wie wenn die Fussballer plötzlich barfuss kicken müssten.»