Die Handball-Fans sind nach Zug gepilgert, um Geschichte zu erleben: Nicht weniger als die erste EM-Qualifikation seit dem Heimturnier 2006 stand auf dem Spiel. Zu sehen bekommen sie ein Offensiv-Spektakel, in dem sich schlussendlich aber die kroatische Klasse und Erfahrung durchsetzen.
«Die Erwartungen waren sehr hoch. Wir haben diese Erwartungen mit den Leistungen im Vorfeld auch etwas geschürt. Diesbezüglich war es sicherlich ein Realitäts-Check», sagt Superstar Andy Schmid zum 28:33.
Dieser Realitäts-Check bedeutet für die Qualifikation, dass nach dem Sieg von Konkurrent Serbien in Belgien die Entscheidung ums EM-Ticket auf Sonntag vertagt wird. Ein Punktgewinn oder eine Niederlage mit vier oder weniger Toren in Novi Sad würden der Nati definitiv reichen. In allen anderen Fällen beginnt die grosse Rechnerchei, da sich auch die vier besten Gruppendritten für die Endrunde qualifizieren.
Dass Kroatien am Mittwochabend noch eine Nummer zu gross ist für die Nati, beginnt sich nach gut 20 Minuten abzuzeichnen, als der Angriff trotz des offensiv erneut überragenden Schmid (15 Tore) etwas ins Stocken gerät. Dieses Handicap kann die Nati im gesamten Spielverlauf nicht mehr wettmachen. «In der ersten Halbzeit hatten wir noch etwas Bleiwesten an. Ich hätte mir gewünscht, dass wir mit breiterer Brust auftreten. Und zwar offensiv wie auch defensiv», so der Bundesliga-Star.
Um den Exploit zu schaffen, wäre vor allem von der 6:0-Deckung eine besser Leistung nötig gewesen. Ohne den am Ellbogen verletzten Abwehrchef Samuel Röthlisberger findet die Nati nie ein Rezept gegen den von Superstar Domagoj Duvnjak orchestrierten kroatischen Angriff. «Es war natürlich ein riesiger Frust, dass mit Röthlisberger und Alen Milosevic zwei der wichtigsten Pfeiler in der Defensive verletzt sind», sagt Schmid.
Zudem kommt Goalie Nikola Portner nicht auf die Weltklasse-Quote, die für den Coup gegen die Handball-Grossmacht notwendig ist. «Die 17 Gegentore in der ersten Halbzeit sind natürlich zu viel - vor allem für ein Heimspiel», bilanziert der Montpellier-Legionär. Portner sieht aber auch positive Aspekte: «Nach der Pause haben wir das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Mit so einer Leistung wird es am Sonntag gegen Serbien reichen.»
Allerdings wird die Schweiz dann eine ganz andere Partie erwarten, als noch beim 29:24 im letzten Oktober. Dafür werden schon alleine die heissblütigen serbischen Fans sorgen. Nati-Trainer Michael Suter weiss um die Stärke des Gegners: «Im Hinspiel waren die Serben noch ganz am Anfang ihres Wegs. Jetzt haben sie ein WM-Turnier hinter sich.» Dass sich die Mannschaft im Umbruch befinde, lässt Suter nicht gelten: «Die Serben spielen auch bei den Rhein-Neckar Löwen oder in Barcelona. Das soll ein Umbruch sein?»