Handballerin Fudge arbeitet bei McDonalds
Heiss am Grill, eiskalt vor dem Tor

Kathryn Fudge ist Rückraumspielerin beim LC Brühl. Um sich ihren Handballtraum zu finanzieren, steht sie am Burgergrill.
Publiziert: 16.11.2017 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:13 Uhr
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Handballerin Kathryn Fudge vom LC Brühl arbeitet im McDonalds.
Foto: THOMANN SVEN
Andreas Hobi

Hungrige Mäuler müssen gefüttert werden – und das schnell. Dafür sorgt Kathryn Fudge (28). Die Engländerin brutzelt Burger auf dem Grill. Sie arbeitet seit über fünf Jahren fast jeden Nachmittag im McDonald’s-Restaurant in St. Gallen.

Daneben ist sie aber vor allem eins: leidenschaftliche Handballerin. Als Rückraumspielerin geht sie seit 2012 für den LC Brühl auf Torejagd. Und das erfolgreich: Allein in der letzten Saison erzielt sie 129 Treffer.
Ihr Chef Christian Ramota war lange Jahre selber Handballprofi (Europameister mit Deutschland 2004) und unterstützt die Sportlerin mit Coaching und einem flexiblen Arbeitsplatz.

Um spielen zu können, macht sie nicht nur Fast Food, sondern arbeitet auch noch in einem Büro. Bedeutet für sie: «Mein Arbeitstag dauert meist von sechs Uhr bis abends um halb zehn. Eigentlich bin ich nur zum Schlafen zu Hause.»

«Trinke praktisch nur Kaffee»

Stören tut sie das aber nicht. Im Gegenteil: «Mir macht die Abwechslung grossen Spass. Jeder Tag ist anders, und ich bin sowieso immer auf Trab. Langweilig wirds bei mir nie.»

Ein Geheim­rezept für so viel Energie hat sie übrigens auch: «Ich trinke praktisch nur Kaffee. Bis zu zehn Tassen am Tag», sagt sie lachend.

2008 hat sie noch keine Ahnung vom Handballsport. «Für Olympia 2012 in London suchte das britische Team noch Spielerinnen in verschiedenen Mannschaftsdisziplinen. Meine Mutter meinte dann, dass ich mich bewerben sollte.»

So kommt eins zum anderen. Für das britische Team tritt sie bei Olympia an und entwickelt sich schnell zur Top­spielerin. Schon vor den Spielen steht dann ihr Wechsel in die für sie unbekannte Schweiz fest. Zu verdanken ist der Transfer Yvonne Leuthold. Die schweizerisch-britische Doppelbürgerin vermittelte sie damals dem St. Galler Klub, bei dem sie sich sofort gut aufgehoben fühlte.

Und bei dem sie noch eine Weile bleiben könnte. «Zwar sage ich nach jeder Saison, dass dies meine letzte in der Schweiz ist und ich zurück nach England gehe. Aber ich geniesse es einfach zu sehr hier.» Gut möglich also, dass die St. Galler McDonald’s-Gäste noch den einen oder anderen von Fudge gebratenen Burger verspeisen. Und Kathryn für Brühl weiter Tore schiesst.

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