Knut Ove Joa (46) liebt den Handball durch und durch. Ohne diese Liebe wäre er heute nicht Trainer der Schweizer Frauen-Nati.
Denn 1999 hätte eine schwere Rückenverletzung im Krafttraining Joas Liebesbeziehung zum Handball fast beendet. Ein Schicksalsschlag für den damals 23-jährigen Profi. «Ich habe ein Jahr lang kaum geschlafen, musste zuerst mental damit klarkommen», erinnert er sich. Täglich begleitet er seine damalige Freundin und heutige Frau, ebenfalls eine Profi-Spielerin, ins Training. Irgendwann reift sein Entschluss, es als Trainer zu versuchen.
Dass er seither mehrheitlich Frauen-Teams gecoacht hat, ist für Joa nicht wichtig. «Eigentlich ist es kein grosser Unterschied zu Männern. Ausser, dass Frauen immer die Konsequenzen deiner Entscheidungen hinterfragen. Darauf musst du als Trainer gefasst sein.»
Handballerisch sieht sich Joa mehr als Skandinavier denn als Norweger. Neben seinem Heimatland war er als Spieler und als Trainer mehrere Jahre in Dänemark aktiv. Sein wichtigster Mentor stammt aus Schweden. «Diese Kultur will ich nun in den Schweizer Handball mitbringen.» Die Kultur beinhaltet, dass Joa seinen Spielerinnen möglichst viel Verantwortung geben will. «Sie merken dann schon, wenn ich nicht zufrieden bin.»
Der Kontakt zum Schweizer Verband sei durch einen Tipp aus seinem Umfeld zustande gekommen. Auch seinen Vorgänger Martin Albertsen kennt er bestens. «Die Schweiz hat in den letzten Jahren gut gearbeitet, bei den Männern und den Frauen. Kaum ein Land hat einen so grossen Fortschritt gemacht», sagt Joa.
Joa wohnt weiterhin in Norwegen
Wenn er nach den Zielen mit der Frauen-Nati gefragt wird, bleibt Joa vage. Im Mittelpunkt stehe natürlich die Heim-EM Ende 2024. «Mir ist wichtig, dass die Spielerinnen mit Herz auftreten. Sie sollen Stolz und Freude ausstrahlen, wenn sie für ihr Land spielen. Ich bin überzeugt, dass sie in eineinhalb Jahren für so ein Highlight bereit sind.»
Eineinhalb Jahre tönen nach viel Zeit. Effektiv bleiben Joa bis dann aber nur vier bis fünf Termine, um sein Team für die EM zu formen. «Darüber sollen wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Wir können die Zeit besser nutzen, als Ausreden zu suchen», sagt er.
Im Gegensatz zu Vorgänger Albertsen kümmert sich Joa nur um die A-Nati statt in einem Doppelmandat noch um den Nachwuchs. Er wohnt deshalb auch weiterhin in seiner Heimat Stavanger. Als Schweizer Nationaltrainer steht er nächste Woche im Rahmen des Euro Cups ein erstes Mal im Einsatz. Am 11. Oktober gehts in St. Gallen gegen Österreich, am 14. muss die Schweiz in Joas Heimat Norwegen ran.