Mehr als 450 NLA-Einsätze und 164 Länderspiele: Antoine Ebinger ist im Schweizer Handball eine echte Goalie-Legende. Nun ist der heute 42-Jährige, der seine Karriere eigentlich 2011 beendet hatte, zurück zwischen den Torpfosten. Als Ersatz für den an der Schulter verletzten Renato Milosevic ist er in diesen Playoffs wieder die Nummer 2 im Tor des BSV Bern. «Als Goalie-Trainer bin ich sowieso ein- bis zweimal pro Woche im Training. Zudem hatten wir genau für solche Notfälle eine Lizenz gelöst», erklärt Ebinger sein Comeback.
Auch wenn er Stammkeeper Edin Tatar klar den Vortritt lässt, geniesst «Öntu» die Rückkehr aufs Handballfeld. Umso mehr, weil er in der Viertelfinal-Serie mit St. Otmar St. Gallen ausgerechnet auf jenen Klub traf, mit dem er 2001 Schweizer Meister wurde. «Noch einmal die ‹Hopp Otmar›-Rufe in der Kreuzbleichehalle zu hören, das war schon speziell.» Erst nach zweifacher Verlängerung und Penaltyschiessen setzten sich Ebinger und der BSV im fünften Spiel durch.
Nun will er den Bernern helfen, den Titelfavoriten Kadetten Schaffhausen am Finaleinzug zu hindern. Eine Herkulesaufgabe, wie Ebinger sagt: «Sie haben eine grosse Qualität im Kader, und mit Gabor Csaszar ist auch noch der beste Spieler der Liga zurück.» Erwartungsgemäss gewannen die Kadetten Spiel 1. «Da steckte sicher noch die Schlacht gegen Otmar in unseren Knochen und Köpfen. Das wird heute nicht mehr so sein», blickt Ebinger auf die zweite Partie.
Im Vergleich zu seiner grossen Aktivzeit habe sich im Handball vieles verändert, sagt der zweifache Familienvater: «Es gibt fast nur noch Topathleten. Mit einem mittelmässigen Körper kann man sich in keinem Team mehr verstecken. Dafür gibt es kaum mehr positiv verrückte Spieler, jene, die wir früher als Spinner bezeichnet haben.»
Früher Brötchen, heute Menü
Auch organisatorisch sei vieles neu, sagt Ebinger: «Damals haben wir vor dem Spiel die selber geschmierten Brötchen gegessen, jetzt bekommst du ein richtiges Menü serviert.» Ist also nichts mehr so wie früher? «Doch», lacht Ebinger. «Die Jungen machen in der Garderobe die gleichen Sprüche wie wir damals.»