Die zwei Gesichter von Thuns Reto Friedli
Handball-Fiesling und Fan-Liebling

Reto Friedli geniesst in der NLA den zweifelhaften Ruf eines Handball-Rüpels. Dabei hat der 28-Jährige noch eine ganz andere Seite.
Publiziert: 12.10.2017 um 09:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:54 Uhr
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Reto Friedli ist in der Liga als Trash-Talker bekannt.
Foto: PETER GERBER
Christian Müller

Seit elf Jahren geht Reto Friedli in der NLA für Wacker Thun auf Torejagd. Eine Zeit, in der sich der Kreisläufer den Ruf eines Trashtalkers erarbeitet hat. Eines Spielers, der kein Blatt vor den Mund nimmt und seine Gegenspieler verbal einzuschüchtern versucht.

«Ich war nie ein riesiges Handballtalent, sondern habe meinen Weg über die Emotionen und den Kampf in die Liga gefunden», erklärt Friedli die Entstehung dieses Images. Er könne damit auch gut leben. «Es braucht in jedem Team einen Spieler, der dem Gegner mal sagt, dass er ein ‹Gigu› ist. Bei Wacker bin das halt ich.»

Friedli weiss seine Waffen gezielt einzusetzen: «Manche Gegner lassen sich durch den Trashtalk aus dem Konzept bringen und verlieren den Fokus auf das Wesentliche. Damit habe ich mein Ziel schon erreicht.»

Auch unter der Gürtellinie

Beim «Gigu» bleibt es dabei nicht immer. Die Sprüche auf dem Feld gehen durchaus unter die Gürtellinie. Persönlich seien diese aber nie gemeint. «Das schätze ich so sehr an den meisten Handballern: Die Reibereien auf dem Feld sind spätestens bei einem gemeinsamen Bier wieder vergessen.» Es habe ganz wenige Fälle gegeben, in denen ihm ein Gegenspieler den Handschlag verweigert habe.

Ist der 1,87 Meter grosse 100-Kilo-Brocken auch privat ein böser Bube? Von wegen! Als Student der sozialen Arbeit verfügt Friedli über viel Empathie und weiss, wie er sich für Benachteiligte einsetzen muss. «Dieser Beschützer­instinkt dringt manchmal auch auf dem Feld durch. Dann stelle ich mich bewusst vor meine Mannschaft.»

2016 wurde Friedli im Rahmen der Swiss Handball Awards zum Publikumsliebling gewählt. Er macht sich keine Illusionen darüber, dass die Stimmen für ihn vor allem aus dem eigenen Lager stammen. «Meine Art kommt in Thun halt gut an. Die Leute hier kennen mich und wissen, dass ich nicht so rüpelhaft bin, wie ich auf dem Feld erscheine», sagt er, um noch anzufügen: «Wenn dem nicht so wäre, würde auch etwas nicht stimmen.»

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