Gestatten, Andy Schmid. Sport-Superstar – in Deutschland. Von einer Fachjury nach der letzten Saison mit grossem Abstand zum wertvollsten Spieler (MVP) der Handball-Bundesliga gewählt. Schmid ist der beste Spieler in der besten Liga der Welt. Geboren in Horgen am Zürichsee.
In Deutschland gibt er auf der Strasse Autogramme – in der Schweiz kennen ihn nur Eingefleischte. Er sagt: «Handball hat sich in Deutschland zur Nummer-2-Teamsportart hinter Fussball etabliert. Wir liegen vor Eishockey, vor Basketball, vor Volleyball. In der Schweiz muss man sogar aufpassen, dass uns Unihockey nicht überholt.»
Schmid, der am Samstag 31 Jahre alt wird, startete letzten Sonntag in seine fünfte Bundesliga-Saison mit den Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim. «Am Anfang galt ich noch als der kleine Schweizer. Da musste ich mich erst mal beweisen. In den letzten zwei, drei Jahren und mit der Auszeichnung zum MVP hat sich das aber verändert», sagt der Rückraumspieler.
Jedes Wochenende spielen die Löwen vor Tausenden von Fans, manchmal über zehntausend. Das wird sogar noch übertroffen, wenn die Löwen am 6. September gegen den HSV im Frankfurter Fussballstadion, der Commerzbank-Arena, antreten. Über 37 000 Tickets sind bereits verkauft – Weltrekord im Handball!
Schmid: «Deutschlands WM-Titel 2007 hat einen riesigen Boom ausgelöst. Es wurden immer mehr grosse Arenen statt Turnhallen gebaut. Der Sport wird als Spektakel inszeniert, wir kommen viel im Fernsehen und in den Zeitungen.» Da hat die Schweiz Nachholbedarf.
Und der Spielmacher ist mittendrin! Bis vor fünf Jahren kannte Schmid diese Welt nur von aussen. Nach zwei Schweizer Meistertiteln mit Amicitia Zürich stand er vor der Frage: Was jetzt? «Ich war 23, 24 Jahre alt und noch im Studium. Ich merkte, dass ich handballerisch an der Schweizer Spitze angekommen war.
Da wollte ich mir einen Traum erfüllen und mich mit den Besten der Welt messen.»
Doch die Bundesliga bedient sich kaum in der NLA, die vom Halbprofitum dominiert ist. Hier finanzieren sich viele Handballer mit dem Sport ein Studium. Nur die Kadetten Schaffhausen verdienten sich international Respekt. Schmid wechselte nach Dänemark, um sich weiterzuempfehlen. Ein Volltreffer, schon nach einem Jahr ging es von Silkeborg nach Mannheim. Nach harzigem Start bei den Löwen stieg er zum unumstrittenen Regisseur auf. «Ich habe mich nicht beirren lassen. Deshalb bin ich auch extrem stolz auf die MVP-Auszeichnung.»