Ein Sieg fehlt Pfadi Winterthur gegen Wacker Thun noch zum Einzug in den Playoff-Final. Dabei hat der Traditionsklub eine turbulente Zeit hinter sich: Im Winter liess Pfadi mit Roman Sidorowicz seinen gefährlichsten Rückraum-Skorer Richtung Bundesliga ziehen. Und im Frühling mussten innert drei Monaten 400 000 Franken aufgetrieben werden, um den Verein vor dem finanziellen Aus zu retten.
Mitverantwortlich dafür, dass die Winterthurer nun doch so gut dastehen, sind Kevin und Markus Jud. Als Spielmacher organisiert der 26-jährige Kevin den Pfadi-Angriff und übernimmt vermehrt auch Verantwortung im Abschluss – so zuletzt mit elf Toren im dritten Halbfinal gegen die Berner Oberländer. Sein Vater Markus ist seit 2016 Geschäftsführer bei den Eulachstädtern und war im Rahmen der Spendenaktion «Pfadi 4ever» massgeblich an deren finanzieller Rettung beteiligt.
Die Juds gibts seit Jahren im Doppelpack: Der ehemalige Goalie Markus brachte Kevin als Buben zum Handball, war später bei Uster und Stäfa sein Trainer. «Es war schon früh erkennbar, dass Kevin dieses Spielmacher-Gen in sich drin hat», erinnert sich Markus Jud. «Allerdings hat er das eher von seiner Mutter als von mir geerbt.»
Trainer und Vater in Personalunion – kam es da nie zu Reibereien? «Als Spieler ist es ganz normal, mal über seinen Trainer zu fluchen. Bei mir war es halt gleichzeitig auch der Papa», sagt Kevin Jud. Und sein Vater meint: «Für ihn war es am ehesten gegenüber den Mitspielern problematisch. Das Vertrauen, dass er keine Spezialbehandlung beansprucht, hat er sich aber schnell erarbeitet.»
Die Frage nach dem Chef habe sich zwischen Spielmacher und Trainer Jud nie gestellt. «Als er noch mein Coach war, musste ich ihm sowieso recht geben. Heute lassen wir auch mal verschiedene Ansichten stehen», so Kevin, dessen Vertrag 2020 ausläuft. Schon bald wird er deshalb Geschäftsführer Markus Jud in den Verhandlungen gegenübersitzen. «Er muss dann zwei Stühle mitbringen: einen für den Pfadi-Angestellten und einen für den väterlichen Berater», scherzt Kevin über seinen Papa.
Zuvor wollen die beiden heute Abend mit einem dritten Sieg gegen Wacker den Finaleinzug perfekt machen. Der Pfadi-Spielmacher gibt sich selbstbewusst: «Qualitativ sind wir die bessere Mannschaft. Wir dürfen uns halt von der Atmosphäre in Thun nicht einschüchtern lassen. Aber eigentlich sehe ich keinen Grund, weshalb wir nicht auch Meister werden können.»