«Das war ein Seich!»
Jetzt spricht Nati-Rückkehrer Milosevic über die Skandal-Nacht

Über vier Jahre nach der Skandal-Nacht von Schaffhausen und dem anschliessenden Rücktritt spricht Alen Milosevic (28) über sein Nati-Comeback .
Publiziert: 15.09.2018 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2018 um 05:58 Uhr
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Mehr als vier Jahre lang hat Alen Milosevic nicht mehr für die Nationalmannschaft gespielt.
Foto: imago/Noah Wedel
Christian Müller

Es ist eine der dunkelsten Stunden in der Geschichte der Schweizer Handball-Nati. Schon vor dem letzten Quali-Spiel im Frühjahr 2014 hat die Mannschaft des damaligen Trainers Rolf Brack keine Chance mehr auf die WM 2015. Trotzdem erhält das Team Ausgang. «Um den Kopf zu lüften», wie es heisst.

Dunkel ist es in jener Nacht auch in der Schaffhauser Safrangasse, wo einige Nati-Spieler in der Bar «Cuba Club» die Sau rauslassen. Mittendrin: Alen Milosevic, 24-jähriger Kreisläufer beim damaligen deutschen Zweitlisten Leipzig und in der Schweizer Nati. Mit runtergelassenen Hosen und Unterhosen tanzt er vor der Bar. Zum grossen Pech für Milosevic ist es vor dem Lokal aber nicht dunkel genug. Er wird erkannt, die Fotos des betrunkenen, halb nackten Nati-Handballers landen im BLICK – und Milosevic wird vom Verband suspendiert.

Wenig später zieht Milosevic die Konsequenzen und tritt nach 36 Länderspielen zurück. Die zarten Versuche des Verbands, den talentiertesten Schweizer Kreisläufer umzustimmen, scheitern. «Milo» hat mit dem Thema Nati abgeschlossen. Bis gestern. Da gibt der Verband das überraschende Comeback von Milosevic für die EM-Quali im Oktober gegen Serbien und Kroatien bekannt.

Jetzt gibt Milosevic überraschend sein Nati-Comeback.
Foto: foto-net/Alexander Wagner

«Ich habe die Entwicklung der Nati natürlich verfolgt», sagt Milosevic. Dass Nati-Trainer Michael Suter nur noch auf Spieler setzt, die sich voll dem Sport widmen, gefällt dem Bundesliga-Profi. Suter sei zusammen mit Verbandsvizepräsidentin Luzia Bühler ex­tra zum ihm nach Leipzig gereist, um ihn von einer Rückkehr in die Nationalmannschaft zu überzeugen.

Andy Schmid bleibt dran

Ein weiterer Grund für die grosse Kehrtwende ist Andy Schmid. Der beste Schweizer Handballer und mehrfache Bundesliga-MVP blieb mit Milosevic stets in Kontakt. Nun erhält der Nati-Spiel­macher einen Top-Kreisläufer als Anspielstation.

Andy Schmid blieb mit Milosevic stets in Kontakt.
Foto: Sven Thomann

Den Vorfall aus der Nacht in Schaffhausen hat Milosevic längst abgehakt. «Das war ein Seich – sowohl für mich, mein Umfeld als auch den Verband», gibt er sich geläutert. «Damals war ich ein Jungspund. In dieser Phase des Lebens macht man halt seine Erfahrungen. Ich habe mich dafür entschuldigt.»

Tatsächlich ist im Leben des bald 29-Jährigen einiges passiert. Er hat geheiratet, ist mit Leipzig in die stärkste Liga der Welt aufgestiegen und hat sich dort als Kreisläufer etabliert. In einer grossen Sportstadt wie Leipzig sei dies als Ausländer besonders schwierig. «Da lernst du schon, dich zu benehmen.»

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