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Dass Fussball-Torhüter-Legende Peter Czech bei seinen Spielen seit einer schweren Kopfverletzung einen Schutzhelm trägt, daran hat man sich gewöhnt. Aber einen Brillenträger als Handball-Goalie? Schwer vorstellbar.
In Schaffhausen ist das seit Beginn dieser Saison normal. Die Brille mit dem farbigen Rahmen gehört zum neu von Frisch Auf Göppingen (De) zu den Kadetten gestossenen 39-jährigen österreichischen Nationalmannschafts-Goalie Nikola Marinovic.
«Sie ist nur ein Schutz», sagt der serbisch-österreichische Doppelbürger. Und erzählt, wie es dazu gekommen ist. «Es sind gleich zwei Unfälle gewesen. Der erste im Januar 2003. In einem Testspiel hat mich ein Schuss ein Gegners direkt am Auge getroffen. Danach bin ich am Ostersonntag 2012 im Training mit einem Mitspieler zusammengeprallt. Beide Male war es das linke Auge. Nach dem ersten Unfall hat sich die Netzhaut abgelöst, sie musste angenäht werden. Beim zweiten Unfall brach ich mir den Augenbogen und es floss erneut Blut ins Auge. Aber weil Handball ein wichtiger Teil meines Lebens – meine grosse Liebe ist, wollte ich halt weiterspielen.»
Marinovic hat nach einer Möglichkeit gesucht, seine Augen zu schützen. Ein «normaler» Arzt konnte ihm nicht weiterhelfen. «Meine erste Brille ist viel zu gross gewesen, hat nicht richtig gepasst», sagt er. Sie habe fast wie eine Taucherbrille ausgesehen. «Dann bin ich in Deutschland zu einem Eishockey-Arzt gegangen und der hats bei mir mit einer Squash-Brille versucht. Beim Squash fliegen die Bälle ja auch mit sehr hoher Geschwindigkeit. Wenn’s dort funktioniert, klappts auch im Handball.»
Schmerzt es aber nicht, wenn doch einmal ein Ball «ins Auge geht»? «Nicht so schlimm. Die Brille ist gut gepolstert, das Auge geschützt – es drückt dann einfach aufs Nasenbein oder auf die Stirn. Aber Angst habe ich keine.»
Das merkt man, denn zwischen den Kadetten-Pfosten macht Oldie Marinovic neben dem jungen Schweizer Nati-Goalie Nikola Portner (22) einen Super-Job. Dass er die Geschosse seiner Gegner scharf sieht, liegt nicht an der Brille. «Die ist nur zum Schutz, die Gläser haben keine Korrektur. Dafür trage ich bei den Spielen unter der Brille Linsen.»
Aber eines fällt dem 100 Kilo schweren, 1,98 Meter grossen Brillen-Hexer doch auf: «Seit ich mit der Brille zwischen den Pfosten stehe, schiessen mir die Gegner mehr Bälle um den Kopf.»