Der tschechische Handballer Filip Jicha hat eine wahre Bilderbuchkarriere hingelegt: Von seinem Heimatverein Dukla Prag landete er via St. Otmar St. Gallen und den TBV Lemgo beim Deutschen Spitzenklub THW Kiel.
Und dort schlägt Jicha ein wie eine Bombe: Ich acht Jahren bei den Norddeutschen gewinnt er siebenmal die Deutsche Meisterschaft, zweimal die Champions League und wird 2010 zum Welthandballer gewählt. Doch jetzt droht die Traumehe von Jicha und den «Zebras» zu zebrechen.
«Ich bitte den THW Kiel, mich zu verkaufen», sagt er in einem emotionalen Interview mit den «Kieler Nachrichten». Was ist passiert?
Jicha: «Als ich aus der Schweiz zum TBV Lemgo wechselte, habe ich mich auf einen Finanzberater verlassen und wie viele andere Bundesliga-Profis viel Geld in Immobilien investiert. Ich war jung, naiv und sprach kaum Deutsch. Erst vier Jahre später habe ich erfahren, dass sich daraus ein Problem für mich entwickelt hatte. Ich bin in eine tiefe Falle getappt.»
Wie tief ist die Falle? «Ich muss jeden Monat 40 Prozent meines Gehalts dafür ausgeben», beichtet der 33-Jährige. Der zweifache Familienvater steckt in der Zwickmühle: «Ich habe im Moment nur schlaflose Nächte. In die Situation, den Verein zu verlassen, den ich so liebe, wollte ich nie kommen.»
Und doch scheint ein Wechsel Jichas die einzige Möglichkeit zu sein, um seine finanzielle Existenz zu sichern. Als neuer Arbeitgeber kommt eigentlich nur der FC Barcelona in Frage. Bei den aktuellen Vertragsbedingungen seien vier Jahre Barcelona mit fünf in Kiel zu vergleichen, erklärt Jicha.
Klar ist auch: Nach dem Verkauf von Superstar Nikola Karabatic nach Paris hat Barcelona eine volle Kriegskasse, könnte die Ablösesumme für Jicha problemlos berappen. Die Katalanen suchen zudem Verstärkung im Rückraum, um ihren Titel in der Champions League zu verteidigen.
Auch wenn die Zeichen auf Abschied stehen: Das letzte Wort haben immer noch die Kieler. Und die werden alles daran setzen, um den Vertrag mit ihrem Captain bis 2017 zu erfüllen. (cmü)