Für den Schweizer Frauen-Handball beginnt im August eine neue Zeitrechnung. Dann treten die zehn talentiertesten Juniorinnen der Jahrgänge 2004 und 2005 in die neu geschaffene Handball-Akademie Frauen ein. Von Montagmorgen bis Freitagmittag trainieren sie nicht mehr wie bis anhin in ihren Klubs, sondern am Akademie-Standort im OYM («on your marks») in Cham.
Hinter den drei Buchstaben versteckt sich ein 100 Mio. Franken teures Trainingszentrum, das aufgrund seines ganzheitlichen Konzepts weltweit seinesgleichen sucht. Vater und Financier des Projekts ist EVZ-Präsident Hans-Peter Strebel.
Zusammen mit den Eishockey-Cracks und anderen Schweizer Spitzensportlern kommen unsere Handball-Küken im OYM in den Genuss modernster Trainingsbedingungen: Die Sporthalle ist mit einem Glasboden mit LED-Linien ausgerüstet, hinzu kommen ein Athletikbereich mit rund 300 Geräten, vier 80-Meter-Laufbahnen und eine Sprint-Rampe.
App hilft bei Leistungskontrolle
Jede Einheit wird aufgezeichnet und in einer App zusammengefasst. Wie viel von ihren Daten sie freigeben, entscheiden die Spielerinnen selbst. In den Bereichen Athletik, Therapie, Ernährung und Regeneration werden die Juniorinnen von den Athletikcoaches, Physiotherapeuten und Wissenschaftlern des OYM betreut. Die Leitung der Handball-Trainings liegt in den Händen von Nationalcoach Martin Albertsen.
Der Däne bringt aus seiner Heimat sowie aus Deutschland viel Erfahrung mit Akademien mit. Es wird seine Aufgabe sein, den Schweizer Frauen-Handball bis zur Heim-EM 2024 und darüber hinaus näher an die Weltspitze heranzuführen. Dass dieses Modell mit dem Nati-Trainer als «Nachwuchschef» funktioniert, beweist Pendant Michael Suter an der Männer-Akademie in Schaffhausen.
Die wenigen Vorbehalte, die es bei Eltern und Klubs gegenüber der Akademie gab, seien schnell ausgeräumt gewesen, sagt Projektleiterin Karin Weigelt. «Wir wollen den Vereinen ihre Spielerinnen nicht wegnehmen. Das Abschlusstraining und die Spiele bestreiten sie weiterhin mit ihren Stammteams», erklärt die 127-fache Nationalspielerin.
Wichtig für die Eltern: Dank des integrierten OYM College kommt neben der sportlichen auch die schulische Ausbildung ihrer Töchter nicht zu kurz. Bevor es im August so richtig losgeht, werden für sieben der zehn Spielerinnen noch Gastfamilien in der Region Cham gesucht. Schliesslich sollen unsere Handball-Küken auch ausserhalb des OYM ein behütetes Nest bekommen.