«Gopferteli, das isch richtig heftig»
Frau Cécile bringt König Stucki ins Schwitzen

Normalerweise wird Christian Stucki im Training von Schwergewichten gefordert. Derzeit schwitzt der Schwingerkönig aber regelmässig mit seiner fast 100 Kilo leichteren Frau.
Publiziert: 03.05.2020 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2020 um 20:09 Uhr
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Sie glücklich, er geschafft: Cécile und Chrigel Stucki folgen einem Online-Trainingsprogramm seines Kondi Trainers.
Foto: zVg
Marcel W. Perren

Der König wirkt matt. «Gopfertelli, das isch richtig heftig», keucht der Stucki Chrigel, während seine Frau Cécile immer noch lächelt. Was ist denn hier los?

Der Reihe nach. Kurz nachdem der Bundesrat am 13. März wegen Corona den nationalen Notstand ausgerufen hatte, konzipierte Stuckis Konditionstrainer Tommy Herzog das Online-Trainings­programm «Digital Burn Express» für jedermann. Seitdem folgt der Schwingerkönig mindestens einmal pro Woche gemeinsam mit seiner Gattin via Internet seinem Vorturner.

Der stärkste Eidgenosse kommt dabei schon beim Aufwärmen ordentlich ins Schnaufen. «Ich ver­recke fast, wenn ich fünf Minuten den Hampelmann machen muss. Meine Frau meistert diese Übung dagegen ziemlich locker. Es ist halt eben schon ein grosser Unterschied, ob man wie sie knapp 60 Kilo oder wie ich 150 Kilo bewegen muss.»

Klarer Entscheid gefordert

Nach 45 Minuten hat das Leiden des 42-fachen Kranzfestsiegers ein Ende. Cécile, die am 9. Mai erstmals die 16 Kilometer beim GP Bern laufen wollte, strahlt jetzt noch mehr. Aber auch Chrigel wirkt nach einer längeren Verschnaufpause zufrieden: «Es handelt sich hier um ein ganzheitliches Training, die Pumpe wird genau so gefordert wie der Rumpf. Das gibt mir ein richtig gutes Gefühl, deshalb möchte ich jedem Hobby­sportler eine solche Einheit mit meinem Coach empfehlen.»

Richtig schwere Gewichte stemmt der Überschwinger, der neben dem Eidgenössischen auch am Unspunnen (2017) und am Kilchberger (2008) triumphierte, in seinem für die Corona-Krise improvisierten Kraftraum in der Garage. Stucki wäre also für seine erste Saison als König bestens gewappnet. Doch bis Ende August wird sicher nicht zusammengegriffen. Und er ist sich ziemlich sicher, dass in diesem Jahr gar nicht mehr geschwungen werden kann. «Ich hoffe, dass möglichst bald für den Rest der Saison ebenfalls ein klarer Entscheid getroffen wird. Das wäre für die Planung der kommenden Zeit für uns Schwinger wichtig.»

Trotzdem kann der 35-Jährige der Situation auch positive Seiten abgewinnen. «In der Vergangenheit hatte ich um diese Jahreszeit wegen der Vorbereitung auf die Kranzfestsaison kaum eine freie Minute, nun habe ich endlich einmal richtig viel Zeit für meine Familie. Das geniesse ich.» Und Stuckis Buben Xavier (7) und Elia (4) sind dankbar, dass sie in dieser Woche endlich wieder einmal ihre Grosseltern und die Grosstante sehen konnten.

«Nachdem das Bundesamt für Gesundheit festgehalten hat, dass kleine Kinder ihre Grosseltern mit einer Umarmung nicht mit dem Corona-Virus anstecken können, sind wir am Dienstag mit den Buben zu meinen Eltern gefahren. Die Wiedersehensfreude war gross.»

Morgen Abend ist im Hause Stucki in Lyss dann wieder für 45 Minuten Leiden angesagt – ab 19.15 Uhr werden Chrigel und Cécile unter der Anleitung des königlichen Schleifers Herzog Kalorien verbrennen.

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