Die Golf-Welt ist im Tiger-Fieber. Kaum ist Woods zurück auf der Tour, drehen die Fans und vor allem die Zocker durch. Nach dem ausgezeichneten Start der Golf-Legende bei der Hero World Challenge auf den Bahamas liefen bei den Wett-Büros die Telefone sturm.
Das Resultat der Wett-Wut auf Woods: Die Quoten purzeln. Vor dem Turnier war er bei «The Westgate Las Vegas SuperBook» noch krasser Aussenseiter für einen Sieg bei den Augusta Masters im April. 100:1 war die Quote auf ihn. Wer also 10.- Franken setzt, kriegt im Erfolgsfall 1000.- zurück.
Doch nun gehört er schon fast zum Favoritenkreis. Die Quoten fielen zunächst auf 50:1, dann auf 25:1. Mittlerweile stehen sie bei nur noch 15:1! Wer zehn Franken setzt, erhält noch 150.- zurück.
Schuld ist nicht nur der starke 9. Schlussrang bei der Hero World Challenge, seinem ersten Turnier seit Februar. Mehr als das Ergebnis überrascht allerdings sein Spiel: Bei der Länge der Schläge kann Woods mit der hochklassigen Konkurrenz mithalten, seine Chips sind teilweise grandios und das Einlochen funktioniert gut.
Entsprechend zufrieden zeigt sich Woods nach dem Turnier, spricht davon, keine Schmerzen mehr zu spüren. «Ich habe eine glänzende Zukunft vor mir», sagt Woods selbstbewusst. Die Konkurrenz wird es nicht gerne hören. Doch für den Golf-Sport wäre es ein Segen, würde Woods wieder um Titel spielen können.
Vom Milliardär zum Medikamenten-Cocktail
Schliesslich ist Tiger Woods eine lebende Golf-Legende. Zwischen 1997 und 2007 sammelte Woods 14 Major-Siege, die den Status eines Grand-Slam-Turniers beim Tennis haben. Insgesamt gewann er 106 Pokale. Zum Vergleich: Roger Federer hat bislang 95 Titel gewonnen.
Woods war mehr als 500 Wochen die Nummer eins, hält dutzende Rekorde und war der erste Sport-Milliardär überhaupt. Doch als sich seine Konkurrenz längst damit zufrieden gab, nur um Platz zwei zu spielen und sich die Golf-Promoter alleine durch die Anwesenheit von Woods eine goldene Nase verdienten, kam es Ende der 00er-Jahre völlig unerwartet zum Karriere-Knick.
Woods wurde immer verletzungsanfälliger, traf privat unglückliche Lebensentscheidungen und wurde immer seltener auf den Golfplätzen gesehen. Zwar gelang ihm im Jahr 2013 ein eindrückliches Comeback und er wurde wieder die Nummer 1 der Welt, doch die Freude war von kurzer Dauer. Ein Jahr darauf wurde er wieder von Verletzungen zurückgeworfen und geriet in der Folge völlig aus dem Tritt. Wenn er spielte, was selten genug der Fall war, verpasste er immer öfters den «Cut», die Qualifikation für die Finaltage.
In der Weltrangliste verlor er Position um Position und machte vor allem mit seinem Leben abseits vom Golfsport aufmerksam. Etwa, als er während rund zwei Jahren Ski-Superstar Lindsey Vonn datete.
Rücken-OP bringt die erwünschte Besserung
Im April diesen Jahres dann der Tiefpunkt: Kurz nach einer Rückenoperation, seiner vierten, fand ihn eine Polizeistreife schlafend im Wagen am Strassenrand vor, vollgepumpt mit einem Medikamenten-Cocktail. Mit einer Bewährungsstrafe und der Zusage für einen Therapiebeginn kam Woods im Oktober glimpflich davon. Kaum einer glaubte mehr an die einstige Ikone, noch im September sprach der 41-Jährige offen über ein mögliches Karriere-Ende.
Doch die letzte Rücken-OP lief viel besser als die Vorgänger und im Oktober erklärte Woods, endlich keine Schmerzen mehr zu haben, wenn er im Training seine Bälle schlug. Und offenbar auch im Wettkampf, wie er bei seinem glanzreichen Comeback gezeigt hat.