Es gibt unter den aktiven Berufsgolfern nicht viel klingendere Namen als den des 30-jährigen Nordiren Rory McIlroy. Tiger Woods vielleicht? Natürlich. 15 Major-Siege und vor allem das erstaunlichste Comeback seit Muhammad Ali haben die Popularitätswerte des Amerikaners nochmals in die Höhe getrieben. Den «FedEx-Cup», so wird die Gesamtwertung der amerikanischen PGA-Tour seit 2007 genannt, hat Woods in seiner ersten Blütezeit schon zwei Mal gewonnen.
Mindestens auf dieser Stufe hat McIlroy seit dem letzten Sonntag gleichgezogen: Für den zweiten Sieg nach 2016 wird er mit der Rekordpreisgeldsumme von 15 Millionen US-Dollar honoriert.
Weil die PGA-Tour gleichzeitig ihr Saisonfinale von vier auf drei Playoff-Turniere reduziert und eine Woche früher beendet hat (die PGA geht damit der übermächtigen TV-Konkurrenz der NFL aus dem Weg), erhält das Omega European Masters in Crans Montana mit dem Topshot McIlroy zusätzlichen Glanz.
Als 2-Jähriger kam er schon 30 Meter weit
Das Publikum zog der Nordire schon als Knirps in den Bann. Auftritte in TV-Shows (versenkte Golfbälle in Waschmaschinen) und Reisen zu Juniorenturnieren nach Florida brachten das aussergewöhnliche Talent zum Blühen. Seine Eltern Gerry und Rosie müssten dafür allerdings auch Entbehrungen in Kauf nehmen. Vater Gerry spielt zwar selbst auf dem lokalen Platz in Holywood in der Nähe von Belfast, hat aber kein Pfund zuviel in der Tasche. Trotzdem fehlt es dem einzigen Kind der Familie an nichts: Der Vater bügelt gleichzeitig drei Jobs weg, die Mutter schiebt Nachtschichten.
Mit zwei Jahren soll McIlroy den Ball schon 30 Meter weit gedroschen haben. Mittlerweile wird er mit einer Durchschnittslänge von 287 Metern vom Tee geführt – der Bestwert unter den Klassenbesten der PGA-Tour. Als 15-jähriger wird er für den Ryder-Cup der Junioren aufgeboten, 2007 gewinnt er in Dubai das erste Turnier als Profi. Mit insgesamt 30 Erfolgen zählt McIlroy zu den erfolgreichsten Vertretern seiner Zunft. Aber trotz diesen Meriten und vier Major-Erfolgen – für McIlroy hängt die Messlatte eben immer etwas höher.
Nicht reif für Ehe mit Wozniacki
In seinem Palmarès fehlt ein Erfolg beim Masters in Augusta (Tiger Woods hat fünf). In Nordamerika triumphierte er in diesem Frühling bei der Players Championship in Florida, er gewann die Canadian Open und den FedEx-Cup – aber eben keines der vier wichtigen Majors. Bei seinem Heimturnier auf dem Linkskurs von Royal Portrush (wo er mit 61 Schlägen den Platzrekord hält) verpasste er nach einer wilden Eröffnungsrunde und 79 Schlägen gar den Cut.
Darben muss der Nordire deswegen aber nicht. Nur schon der Ausrüstervertrag von Nike soll ihm mehr als 200 Millionen Dollar einbringen, allein auf der PGA-Tour hat er seit 2016 rund 50 Millionen verdient. Seit diesem Jahr ist er mit der ehemaligen PGA-Angestellten Erica Stoll verheiratet. Die Tennisspielerin Carolina Wozniacki hatte er 2014 nach knapp fünf Monaten Verlobungszeit kurz vor der Heirat verlassen. Er hatte sich noch nicht reif gefühlt für die Ehe.