BLICK: Sergio Garcia, herzliche Gratulation zum ersten Sieg bei einem Major-Turnier nach langer Wartezeit. Wie fühlt sich das sechs Wochen später an?
Sergio Garcia: Es ist auch heute noch überwältigend, weil mir immer noch sehr viele Gratulationen entgegen gebracht werden. Fans, Spielerkollegen, Caddies, Manager. Man sagt mir, ich hätte das verdient. Das ist wunderbar.
Stört das nicht die Konzentration auf dem Platz?
Ehrlich gesagt war es in den letzten Wochen schon etwas knifflig. Aber es ist wunderbar, dieses Problem zu haben – zumindest für eine kurze Zeit. Mein Spiel war deshalb zuletzt nicht etwa schlecht, aber ich war nicht so fokussiert wie üblich.
Sie zählen seit fast 20 Jahren zu den Topstars der Branche. Was hat dieser eine Sieg verändert?
Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich das kann. Zu glauben, man habe die Möglichkeit etwas zu tun, ist das eine. Es dann auch wirklich zu tun, ist das andere.
Der legendäre Seve Ballesteros, der 2011 gestorben ist, war ihr Idol und Vorbild. Am Tag ihres Sieges wäre er 60 Jahre alt geworden und hatte 37 Jahre zuvor selbst in Augusta gewonnen. Ging Ihnen das in dem Moment durch den Kopf, als der Ball ins Loch kullerte?
Er war die gesamte Woche immer irgendwie in meinem Kopf präsent, klar. Als der Ball fiel, löste das ein Spektrum von Gefühlen und Erinnerungen aus. Gute Momente, weniger gute, Gedanken an Seve, an ehemalige und aktuelle Gegner, an die Freunde, an die Familie.
Kurz nach dem entscheidenden Put wurden Sie von Ihrer Familie und Freunden in Empfang genommen. Ihre zukünftige Frau Angela Akins war ganz aus dem Häuschen...
Ja, Angela (eine ehemalige Golferin und aktuelle Golfjournalistin, die Red.) war sehr leidenschaftlich. Noch begeisterter war wohl nur mein Vater Victor, der auch mein Coach ist. Für ihn war das auch ein grosser Moment.
Wann wird Hochzeit gefeiert?
Wir heiraten Ende Juli in den Vereinigten Staaten.
Der Platz des Golfclubs «Crans-sur-Sierre», wo Sie auch Mitglied sind, ist nach Seve Ballesteros benannt. Welche Beziehungen gibt es ansonsten zur Schweiz?
Ich habe seit 15 Jahren ein Haus im Wallis. Wir unterhalten eine Stiftung, veranstalten ab und zu Trainings für Kinder, unterstützen einige Institutionen und bezahlen da auch unsere Steuern. Während Turnierpausen oder Ferien sind wir regelmässig in Crans Montana, ein wunderbarer Ort, um zu entspannen. Meine Sponsorenpartner wie Credit Suisse und Omega sind aus der Schweiz, mein Management ist in der Nähe von St. Gallen ansässig und ich hatte mal eine Beziehung mit Martina Hingis (lacht).
Wann sehen wir Sie wieder da beim Omega Masters in Crans, das sie 2005 gewonnen haben?
Ich hoffe, das lässt sich wieder mal einrichten. Momentan scheitert es am Terminkalender, weil zur selben Zeit der Fedex-Cup (das grosse Finale der PGA-Tour, die Red) ausgetragen wird.
Vor wenigen Tagen machte ein Polizeifoto von Tiger Woods die Runde, aufgenommen nach seiner Verhaftung wegen Fahrens unter dem Einfluss von Substanzen. Wie nahe stehen Sie sich?
Wir kennen uns seit ungefähr 20 Jahren als Konkurrenten auf dem Golfplatz, aber wirklich nahe stehen wir uns nicht.
Was haben Sie gedacht, als Sie dieses Bild sahen?
Ich war erschüttert, er hatte ja schon zuvor Probleme, zuletzt das chronische Rückenleiden und nun kommt auch noch diese Aufregung hinzu. Wenn man so berühmt ist, steht man immer im Fokus der Öffentlichkeit.
Ist es für Europäer schwierig, auf der US-Tour zu bestehen?
Das kommt ganz auf den Typ an. Einige Europäer fühlen sich in den USA isoliert, andere finden sofort den Zugang zu Mitspielern und Fans. Ich fühle mich in den USA ausgesprochen wohl, das war von Anfang an überhaupt kein Thema für mich. Auf der europäischen Tour geht es vielleicht etwas familiärer und lockerer zu.
Während des letzten Ryder-Cups in den USA war die Stimmung unter den Zuschauern teilweise sehr aggressiv
Die breite Masse war höflich, einige benahmen sich daneben und wurden laut – und die hört man dann eben. Schade, wenn eine kleine Gruppe von Leuten den Gesamteindruck so trübt. Grundsätzlich war da viel Leidenschaft im Spiel und wohl auch etwas Alkohol.
Wie verhält sich das auf der Tour? Sind die US-Profis gegenüber Europäern auch so feindselig wie teilweise die Zuschauer?
Nein, ganz im Gegenteil. Einige meiner besten Freunde sind Amerikaner, zum Beispiel Ricky Fowler, Justin Thomas oder Steve Stricker. Die Atmosphäre während des Ryder Cups ist einzigartig, in jeder Hinsicht.
Abschliessend eine Frage vom Hobbygolfer an den Profi. Was ist schwieriger: Ein kurzer Chip vom Fairway oder ein Schlag aus dem Bunker?
Das hängt von der Situation ab. Eine problematische Lage im Sand ist grundsätzlich einfacher zu lösen, weil der Sand im Gegensatz zum Rasen eher Fehler verzeiht. Es gibt Rasensorten wie das Bermuda-Gras, das ganz schön tückisch sein kann.