Für Unterhaltung sorgte John Daly (53) in der Vergangenheit aus verschiedenen Gründen immer wieder. Grellbunte Kleidung, eine bierselige Vergangenheit, kein Resepekt vor der Etikette, verschiedene unrühmliche Eskapaden und als Markenzeichen: die Kippe im Mundwinkel. Golf-Puristen sehen im lebenslustigen Blondschopf mit den schrillen Kostümen eine Beleidigung für ihre Zunft, liberalere Geister schätzen hingegen den Unterhaltungswert für die Branche. Vor dem Start der PGA Championship in Farmingdale auf Long Island spaltet der zweifache Major-Sieger wieder mal die Geister.
Daly wie auf der Senioren-Tour
Angelehnt an einen früheren Gerichtsentscheid erwirkte der an Arthrose im rechten Knie leidende Daly bei der Profitour eine Ausnahmegenehmigung für das zweite Major der Saison: Er darf den wegen seiner Länge und Tücke gefürchteten Bethpage-Black-Kurs mit dem Kart in Angriff nehmen. Daly, der inzwischen meist auf der Champions-Tour der Senioren (dort sind Karts erlaubt) regelmässig den Schläger schwingt, besitzt aufgrund seines Sieges bei der PGA Championship 1991 eine lebenslange Starterlaubnis für das wegen seiner etwas geringeren Bedeutung auch «Das vierte Major» genannte Turnier.
Die Sonderregelung sorgt im Lager seiner Berufskollegen für Stirnrunzeln. Tiger Woods beispielsweise liess bei einer Pressekonferenz (mit einem Grinsen im Gesicht) verlauten, er habe schon mal ein Turnier mit einem gebrochenen Bein zu Ende gespielt – ohne Hilfe eines Fahrzeugs.
Der Seitenhieb des Branchenleaders lässt Daly allerdings kalt. In einem Interview mit der Zeitung «USA Today» kontert er die Vorwürfe des fünffachen Masters-Siegers mehr oder weniger gelassen. «Tiger ist der beste Spieler der Welt und er hatte mit seinen Knien auch schon Probleme, aber die konnte er beheben lassen. Die Mediziner sagen mir aber, sie können mir kein neues Knie verpassen und das muss ich glauben. Ich bin ja kein Mediziner.»
Mit Woods am Wochenende?
Sollte Daly auf dem Platz mit den unanständig langen Fairways den Cut schaffen, könnte sich das Blatt aber wenden. Am Wochenende sind die Einschaltquoten bei den Major-Turnieren besonders hoch, und seit Tiger Woods wieder zu den Sieganwärtern gehört, hat sich dieser Zustand nochmals akzentuiert.
Wenn Daly am Samstag noch im Rennen ist, hätte bestimmt kein Zuschauer was dagegen, wenn ihn der Organisator mit Woods auf die Runde schickt. Dafür müsste sich Daly allerdings gewaltig steigern: für den «Moving Day» (so wird der Samstag bei Profiturnieren in der Fachsprache bezeichnet) der PGA Championship konnte sich der Blondschopf zuletzt 2007 qualifizieren. Ob Daly einen Aschenbecher in seinem Kart mitführen wird, ist nicht bekannt. Die PGA verbietet ihren Profis das Rauchen nicht explizit. Sie weist nur darauf hin, doch bitte nicht dann zu Rauchen, wenn gerade Kameras in der Nähe sind. Als ob Daly das kümmern würde.