Gastkommentar von Matthias Kamber
Die russische Flagge darf in PyeongChang nicht wehen

Matthias Kamber (64) ist der Direktor von Antidoping Schweiz. In seinem Gastkommentar erklärt er, warum es wichtig ist, dass russische Athleten für Olympia nach strengen Kriterien ausgewählt werden.
Publiziert: 10.12.2017 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:15 Uhr
Matthias Kamber (64) ist der Direktor von Antidoping Schweiz.
Foto: EQ
Matthias Kamber

Am 5. Dezember hat das Internationale Olympische Komitee IOK einen wegweisenden Entscheid zu Doping in Russland gefällt. Die Kommission um Alt-Bundesrat Samuel Schmid hatte die Fakten über ein mögliches systemisches Doping in Russland untersucht und Sanktionen vorgeschlagen. Blenden wir zurück: Im Dezember 2014 wurde eine ARD-Sendung des investigativen Journalisten Hajo Seppelt ausgestrahlt. Angeklagt waren die russische und internationale Leichtathletik. Die Welt Anti-Doping Agentur WADA liess die Vorwürfe untersuchen ein, die Resultate gipfelten im McLaren Bericht vom Dezember 2016. Es wurde aufgezeigt, dass für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi ein staatlich gestütztes (oder zumindest staatlich toleriertes) System des Dopings aufgebaut und betrieben wurde. Dabei sollen gegen 1000 russische Sporttreibende profitiert haben. Russland hat dies nie akzeptiert und die Verantwortung von Doping auf einzelne Personen, wie den ehemaligen Laborleiter Dr. Rodschenkov abgeschoben. Aber, ein derart ausgeklügeltes System des Dopings, des Verschwinden Lassens und des Austauschs von Proben kann nur innerhalb eines Netzwerkes stattfinden.

Die Kommission Schmid bestätigte die Erkenntnisse McLarens und nannte Verantwortliche: das russische Sportministerium mit dem damaligen Sportminister Vitali Mutko und das russische Olympische Komitee. Beide wurden nun vom IOK bestraft. Zudem dürfen russische Athletinnen und Athleten nur auf Einladung und unter strengen Auflagen an den nächsten Olympischen Spielen in PyeongChang teilnehmen. Ich begrüsse diesen Entscheid, er ist ein klares Signal für einen fairen Sport. Er unterstützt die Dopingbekämpfung sowie die sauberen Athletinnen und Athleten. Es ist jetzt wichtig, dass russische Athletinnen und Athleten für PyeongChang nach strengen Kriterien ausgewählt werden. Sie dürfen weder aktiv am Doping beteiligt gewesen sein oder davon profitiert haben. Ich erwarte, dass dies konsequent umgesetzt wird und somit eine signifikant kleinere Mannschaft aus Russland unter neutraler Flagge teilnehmen wird.

Ich bin nicht naiv zu glauben, dass nur in Russland und nicht auch in anderen Ländern gedopt wurde und immer noch gedopt wird. Aber bei Russland haben wir Fakten und Erkenntnisse, die dies belegen. Andere Länder oder Sportverbände, die keine konsequente Dopingbekämpfung haben, sind nun gewarnt: selbst bei einer grossen sportlichen Macht wie Russland werden Sanktionen verhängt die weh tun.

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