Zubi, Mehmedi und Co.
Wie die weiteren Schweizer Leverkusen erlebten

Neben Tranquillo Barnetta spielten auch noch andere Schweizer für Leverkusen. Hier erzählen sie, wie sie den designierten deutschen Meister erlebten.
Publiziert: 14.04.2024 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2024 um 13:25 Uhr

Eren Derdiyok: «In Leverkusen sorgt man sich um das Wohl der Spieler»

Traumtor: Eren Derdiyok 2011 gegen Wolfsburg.
Foto: imago sportfotodienst

«Vizekusen? Zu diesem Übernamen habe auch ich einen kleinen Teil beigetragen, denn in der Saison 2010/11 wurde ich mit Bayer … Zweiter. Wenn ich heute auf meine Zeit in Leverkusen zurückblicke, sehe ich nur Positives. Ich war damals bei meinem Wechsel nach Deutschland noch sehr jung, doch Jupp Heynckes schenkte mir sein Vertrauen. Er war einer der besten Trainer, den ich während meiner gesamten Karriere hatte. Beeindruckt hat mich in Leverkusen vor allem die Menschlichkeit. Im Klub ist alles sehr familiär und man sorgt sich um das Wohl der Spieler. Bis heute wird mir auf den sozialen Netzwerken zum Geburtstag gratuliert oder am Jahrestag an mein spektakuläres Fallrückzieher-Goal gegen Wolfsburg von 2011 erinnert. Diese Wertschätzung ist keine Selbstverständlichkeit. Dass man mich in Leverkusen nicht vergessen hat, habe ich kürzlich auch selbst erfahren, als ich bei einem Heimspiel war. Dort habe ich unter anderem meinen ehemaligen Teamkollegen und heutigen Bayer-Geschäftsführer Simon Rolfes getroffen. Das war toll. Dass sie nun endlich nicht mehr Vizekusen sind, freut mich sehr.»

Eren Derdiyok (35) spielte zwischen 2009 und 2012 und 2013/14 für Bayer Leverkusen. Ende 2023 beendete er seine Karriere. Zurzeit arbeitet er im Trainer-Staff des FC Schaffhausen.

Pascal Zuberbühler: «Bayer war für mich eine riesige Chance»

Hütet den Bayer-Kasten: Pascal Zuberbühler im Juli 2000.
Foto: A.J. Geisser

«Die Zeit in Leverkusen war für mich persönlich eine sehr wichtige Station. Im Sommer 2000, als der Begriff «Vizekusen» ziemlich frisch war, holte mich Christoph Daum auf Leihbasis vom FCB zu Bayer. Für mich war es eine riesige Chance, mich in Deutschland präsentieren zu dürfen. Zudem war die Bundesliga immer mein Traum. Leider musste Daum dann wegen der Kokain-Affäre von einem Tag auf den anderen gehen, und mir ist es sportlich nicht so gelaufen wie gewünscht. Es gab dann auch Pfiffe. Trotzdem habe ich Leverkusen in allerbester Erinnerung. Denn ich habe dort im Umgang mit Drucksituationen für den weiteren Verlauf meiner Karriere so viel gelernt. Der Verein ist einfach geil. Noch heute pflege ich Freundschaften zu meinen Ex-Teamkollegen Jens Nowotny oder Ulf Kirsten. Was Bayer diese Saison macht, ist überragend. Es ist mega für ganz Deutschland. Ich bin aber schon auf die neue Saison gespannt. Wie verarbeiten sie den Erfolg, wie verstärken sie sich etc.? Zu analysieren, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht haben, darauf freue ich mich schon sehr.»

Pascal Zuberbühler (53) spielte in der Saison 2000/01 auf Leihbasis für Bayer Leverkusen. Heute arbeitet er für die Fifa und ist Experte bei Blue.

Pirmin Schwegler: «Für Vidal haben sie extra sein Lieblingsgetränk aus Chile aufgetrieben»

Ein sicherer Wert im Mittelfeld: Pirmin Schwegler in der Europa League gegen den FC Sion im September 2006.
Foto: INDEPENDANT

«Ich werde nie vergessen, wie gut und herzlich alle ausländischen Spieler bei Bayer Leverkusen empfangen und aufgenommen wurden. Ich erinnere mich daran, dass der Verein damals extra für Arturo Vidal sein Lieblingssoftgetränk aus Chile aufgetrieben hat. Ich konnte mir mein Rivella aus der Schweiz zum Glück selbst organisieren (lacht). 2006 war der Verein meine erste Station im Ausland, und ich musste mich dort als Neuling beweisen. Einige meiner damaligen Mitspieler werde ich nie mehr vergessen. Allen voran Tranquillo Barnetta, der mittlerweile ein guter Freund von mir geworden ist. Wenn ich so zurückdenke, ist mir ein Spiel in besonderer Erinnerung geblieben. 2008 spielten wir im Sechzehntelfinal der Europa League gegen Galatasaray Istanbul. Als wir mit dem Bus beim Stadion ankamen, warfen die Galatasaray-Fans mit Steinen in Richtung unseres Busses. Das war beängstigend. Ich sass bei diesem Spiel zuerst auf der Bank und sollte in der zweiten Halbzeit dann eingewechselt werden. Weil es im Stadion aber dermassen laut war, habe ich beim Warmmachen einfach nicht gehört, dass mich unser damaliger Trainer Michael Skibbe zu sich gerufen hat. Erst nach knapp einer Minute realisierte ich, dass er mich einwechseln wollte. Als ich bei ihm an der Seitenlinie ankam, teilte er mir seinen Ärger über meine Unaufmerksamkeit lautstark mit. Letztlich konnten wir das Spiel aber mit 5:1 gewinnen, und bei der Abfahrt aus dem Stadion jubelten uns die türkischen Fans dann sogar zu.»

Pirmin Schwegler (37) spielte zwischen 2006 und 2009 für Bayer Leverkusen. Im Sommer 2020 beendete der Ex-Nati-Spieler seine Karriere. Mittlerweile arbeitet er als Leiter Profifussball bei der TSG Hoffenheim.

Admir Mehmedi: «Leverkusen hatte immer talentierte Spieler»

Admir Mehmedi spielte in Leverkusen unter anderem an der Seite von Karim Bellarabi.
Foto: imago/Eibner

«Ich kam 2015 aus Freiburg und spielte mit Leverkusen sogleich in der Champions League. Vor allem in dieser erlebte ich tolle Momente, qualifizierten wir uns doch einmal für die Achtelfinals. Im zweiten Jahr lief es allerdings in der Liga nicht mehr gut, sodass Trainer Roger Schmidt entlassen wurde. Leverkusen ist ein toller Klub mit einer unglaublich guten Infrastruktur. Und sie hatten immer sehr talentierte Spieler, bei uns waren dies damals Julian Brandt, Hakan Calhanoglu oder Karim Bellarabi, um nur einige zu nennen. Den Durchbruch ganz an die Spitze schaffte Leverkusen aber nie, auch wir wurden ‹nur› Dritter. Gross Kontakt habe ich heute nicht mehr, auch wenn ich noch den Teammanager und Leute aus dem Marketing kenne. Aber zu jedem ehemaligen Klub hat man eine besondere Verbindung, auf Livescore schaue ich mir die Resultate immer an. Die Partie von Leverkusen gegen West Ham (2:0) sah ich am Donnerstag im Fernsehen. Es ist schon beeindruckend, wie unglaublich dominant und mit welchem Selbstverständnis sie spielen. Dies ist die Handschrift Alonsos. Auch mit Granit habe ich gelegentlich noch Kontakt. Er spielt eine aussergewöhnlich gute Saison. Seine Persönlichkeit auf dem Platz ist beeindruckend, und körperlich ist er so gut wie noch nie. Hut ab! Dass Leverkusen das Triple gewinnen kann, ist auch sein Verdienst. Viele, die vor einem Jahr gedacht haben, dass sein Wechsel von Arsenal zu Leverkusen ein Abstieg war, müssen ihre Meinung revidieren.»

Admir Mehmedi (33) spielte von Juni 2015 bis Januar 2018 für Bayer Leverkusen. Danach wechselte er zu Wolfsburg, eher er in der Türkei seine Karriere ausklingen liess und diese im letzten Sommer beendete. Heute arbeitet der 76-fache Internationale als Sportchef beim FC Schaffhausen.
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